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Doping-Affäre: Ullrichs Blutspur

Der Bonner Staatsanwaltschaft zufolge stammt das beim Dopingarzt Fuentes gefundene Blut mit dem Jan Ullrichs überein. Damit ist nicht bewiesen, dass der Ex-Radprofi gedopt war - seine Glaubwürdigkeit leidet aber weiter. Von Friedhard Teuffel

Berlin - Die Staatsanwaltschaft Bonn hat keinen Zweifel mehr: Als spanische Behörden im vergangenen Jahr beim mutmaßlichen Dopingarzt Eufemiano Fuentes Blutkonserven fand, war auch Blut des früheren Tour-de-France-Gewinners Jan Ullrich dabei. Ullrichs DNS und die der spanischen Blutprobe stimmten überein. Dieses Ergebnis gab Fred Apostel, der Sprecher der Bonner Staatsanwaltschaft, gestern bekannt.

Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ullrich wegen Betrugs seines ehemaligen Arbeitgebers T-Mobile. Ullrich hatte T-Mobile gegenüber schriftlich versichert, nie gedopt zu haben. Diese Aussage sieht die Bonner Staatsanwaltschaft durch den Blutfund erschüttert. Der Verdacht kam auf, weil Konserven mit der Aufschrift "Jan" oder "Hijo Rudicio" (Rudis Sohn - Ullrichs sportlicher Mentor ist Rudy Pevenage), bei Fuentes gefunden worden waren. Nach einem Bericht des Westdeutschen Rundfunks waren Beamte des Landeskriminalamts in der vergangenen Woche nach Spanien gefahren, um von den Behörden Blutbeutel abzuholen.

Ullrich-Anwalt: Ergebnisse im Prozess nicht verwertbar

Über das Ergebnis des DNS-Abgleichs hat die Staatsanwaltschaft schon Ullrichs Verteidiger informiert. "Ich habe ein großes Problem mit der strafprozessualen Verwertbarkeit dieser Ergebnisse", sagte Ullrichts Rechtsanwalt Peter-Michael Diestel dem Tagesspiegel. Gemeinsam mit seinen Kollegen werde er nun genau untersuchen, woher die spanischen Blutproben stammten und ob nicht eine Manipulation zu Lasten seines Mandanten vorliege.

Doch selbst wenn das Blut von Ullrich stamme, sieht Diestel keine Konsequenzen für seinen Mandnanten. "Es ist im Hochleistungssport üblich, dass eine Vielzahl von Ärzten über die Blutproben eines Athleten verfügen. Das ist etwas ganz Normales." Strafrechtlich relevant werde es ohnehin erst, wenn Ullrich nachgewiesen werden könne, dass er sein Blut bei Fuentes mit der Absicht abgegeben habe, es manpilulieren zu lassen, also zu dopen. "Ich bestreite nicht, dass es möglicherweise Blutkonserven bei Ärzten gibt, aber wir bestreiten den Vorwurf des Betrugs", sagte Diestel.

"Um Schönheitspreise kämpfen wir nicht"

Ullrich hatte versichert, mit Fuentes nicht zusammengearbeitet zu haben. Diese Erklärung stuft Verteidiger Diestel jedoch als rechtswidrig ein. "Es herrscht nun einmal freie Arztwahl in diesem Land, und es geht einen Arbeitgeber nichts an, von wem man sich behandeln lässt." Ein Betrug sei Ullrich aus dieser Erklärung jedenfalls nicht abzuleiten.

Durch die Mittelung der Bonner Staatsanwaltschaft steht nun allerdings Ullrichs Glaubwürdigkeit in Frage. Doch auch das ist für Diestel von nachrangiger Bedeutung. "Jan Ullrich ist Radfahrer. Es ging darum, dass er Rennen gewinnt. Die Glaubwürdigkeit spielt dabei keine Rolle. Um Schönheitspreise kämpfen wir nicht."

Die Bonner Staatsanwaltschaft hat bereits angedeutet, weitere Indizien gegen Jan Ullrich gesammelt zu haben. Um was es sich dabei handelt, ob um Vergabepläne oder abgehörte Telefonate, wollte sie nicht konkretisieren. Ob und wann es zu einer Anklage wegen Betrugs kommt, konnte Staatsanwalt Apostel noch nicht sagen. Ermittelt wird auch gegen Ullrichs Betreuer Pevenage wegen Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz. Mögliche sportrechtliche Konsequenzen sind noch offen. Ullrich hatte im Februar seine Karriere für beendet erklärt. (Von Friedhard Teuffel)

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