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Doping: ARD und ZDF wollen Tour-Vertrag vorerst nicht verlängern

Die Tour de France könnte bald nicht mehr im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen sein. ARD und ZDF erklärten nun, alle Verträge über eine Übertragung ruhen zu lassen, solange Doping nicht ausgeschlossen werden kann.

Berlin - ARD und ZDF wollen den Ende 2008 auslaufenden Vertrag über die Berichterstattung zur Tour de France vorerst nicht verlängern. "Wir werden die Option zur Vertragsverlängerung nicht wahrnehmen, bevor wir sicher sein können, dass Doping bei der Tour de France keine Chance mehr hat", sagte ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender. "Darüber sind wir uns mit der ARD einig."

Die ARD-Intendanten vereinbarten in einer Schaltkonferenz, zunächst an den Übertragungen von der Tour de France und der Deutschland-Tour festzuhalten, aber über eine Verlängerung über das Jahr 2008 hinaus erst nach dem Ende der Saison 2007 zu entscheiden. Die ARD will außerdem bis auf weiteres keine ehemaligen Profi-Radsportler als Co-Kommentatoren in der Live-Berichterstattung mehr einsetzen. Der ARD-Vorsitzende Fritz Raff erklärte, dies sei eine grundsätzliche Entscheidung und kein Misstrauensvotum gegen die Experten.

Brender betonte, bei neuen Sportverträgen - etwa beim Boxen - sei eine Doping-Klausel eingebaut, die dem ZDF den Ausstieg aus Sportverträgen wegen Vertragsverletzung ermöglicht. Der Sender habe Gespräche mit dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) und den deutschen Rennställen angesetzt. Danach will das ZDF entscheiden, ob es für dieses Jahr an der Berichterstattung von der Tour de France festhält. "Zum jetzigen Zeitpunkt auszusteigen wäre falsch", betonte der Chefredakteur. "Wenn wir bei den Treffen aber feststellen, dass trotz Zusagen System und Einstellungen der Beteiligten sich nicht geändert haben, müssten wir Konsequenzen ziehen."

Problem Aldag

Brender bezeichnete es zum Beispiel als Problem, dass der Sportdirektor des T-Mobile-Teams, Rolf Aldag, im vergangenen Jahr beim Runden Tisch gegen Doping im ZDF große Anstrengungen im Kampf gegen Sportbetrug gefordert und angekündigt habe. Er könne nicht schlafen, wenn er selbst gedopt hätte, habe Aldag 2006 gesagt. "Nach seinem Dopinggeständnis bedarf es nun intensiver Gespräche, um das zu klären. Ob wir das akzeptieren können, weiß ich nicht", sagte Brender. "Es fehlt noch an Aufklärung, gerade über die Jahre 2000 bis 2006."

Sollten die Bemühungen für den sauberen Sport nicht gelingen, brachte der Chefredakteur eine Vereinbarung aller Medien ins Gespräch, über Radrennen wie über die Tour de France nicht mehr im großen Stil zu berichten. "Auch Zeitungen und Zeitschriften haben Ullrich, Zabel, Aldag und Co. zu Heroen stilisiert. Das war nicht nur das Fernsehen."

In der Sportberichterstattung müsse die Gratwanderung zwischen Emotionen und Distanz künftig besser gelingen. "Das Fernsehen als Bildmedium ist sicher anfälliger, als andere Medien, in eine kritiklose Live-Berichterstattung abzurutschen. Begeisterung ist Reportern ja nicht verboten, aber zum guten Journalismus gehört ebenso die Distanz zu Personen und Organisationen." Die Doping-Affären der letzten Monate seien für viele Fernseh-Reporter eine Lehre. (Von Rolf Westermann, dpa)

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