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Sport: Doping aus Dummheit

Der Aachener Fußballprofi Daniel Gomez wurde positiv getestet – nun droht seinem Verein ein Punktabzug

Berlin. Daniel Gomez hätte der Held des Spiels werden können. In der 66. Minute jubelte der Fußballer, er hatte Alemannia Aachen im Zweitligaspiel gegen Nürnberg in Führung gebracht. Es blieb der einzige Treffer am Montag vor einer Woche. Doch wenige Minuten später, als ein Wurfgeschoss den Nürnberger Trainer Wolfgang Wolf am Kopf traf und die Partie kurz vor dem Abbruch stand, redete keiner mehr über Daniel Gomez. Dafür aber jetzt.

Der Franzose ist ein Dopingfall – als zehnter Spieler im bezahlten deutschen Fußball. In der A-Probe des 24-jährigen Stürmers war zwei Wochen zuvor, beim 2:0-Sieg gegen Bielefeld, das Kortisonpräparat Methylprednisolon gefunden worden. Auch in diesem Spiel hatte Gomez einen Treffer erzielt. Bielefeld hat nun Einspruch gegen die Wertung des Spiels eingelegt, dem Tabellenführer aus Aachen drohen Punktabzug und Geldstrafe.

Den ersten Dopingfall hatte es 1995 gegeben, als der Bochumer Roland Wohlfarth wegen der Einnahme verbotener Appetitzügler für acht Wochen gesperrt wurde. Später waren Ibrahim Tanko (SC Freiburg) und der jetzige Aachener Quido Lanzaat (damals Mönchengladbach) wegen Cannabis-Konsums für mehrere Monate gesperrt worden. Die lange Liste mit verbotenen Substanzen ist den Profis bekannt. Trotzdem kommt es zu peinlichen Pannen. Vor sechs Wochen hatte der Frankfurter Alexander Schur einen „Erkältungssaft für die Nacht“ eingenommen, der das verbotene Mittel Ephedrin enthält. Der Mannschaftsarzt erfuhr aber rechtzeitig davon; Schur musste sich das Spiel gegen 1860 München von draußen angucken.

„Bei jedem Profi steht im Vertrag, dass er die Einnahme von Mitteln mit dem Vereinsarzt absprechen muss“, sagt Horst Heinrichs, der Aachener Präsident. Heinrichs will sich von Gomez trennen. Gomez war vor dem Spiel gegen Bielefeld auf eigene Faust nach Belgien gefahren und hatte sich von seinem ehemaligen Arzt beim Zweitligisten Virton an der Leiste behandeln lassen. Gomez, der im Sommer nach Aachen gekommen war, spricht kein Deutsch. „Er hatte Hemmungen, seine Probleme zu äußern“, sagt Heinrichs.

Alemannia Aachen ist Probleme gewöhnt. Der ehemalige Schatzmeister des Vereins steht wegen Betrugs vor Gericht, vor zwei Jahren konnte die Insolvenz nur mit Hilfe von Spenden und der freiwilligen Rückzahlung von Spielergehältern verhindert werden. Aus der vergangenen Saison ist vor allem die überstandene Krebserkrankung von Trainer Jörg Berger im Gedächtnis. Und jetzt, wo alles gut läuft, könnten zwei schon gewonnene Spiele für den Gegner gewertet oder wiederholt werden. „Die Dramaturgie ist nicht zu toppen“, sagte Heinrichs vor dem Pokalspiel am Dienstag in Braunschweig.

Am Donnerstag verhandelt der Deutsche Fußball-Bund den Einspruch der Nürnberger wegen der Ausschreitungen vom 24. November. Zudem lassen die Nürnberger prüfen, ob der positive Dopingbefund von Gomez zwei Wochen zuvor ein weiterer Grund zum Einspruch ist. Die Nürnberger müssten mit einem medizinischen Gutachten beweisen, dass die verbotene Substanz im Körper von Gomez in beiden Spielen wirksam war.

Der gedopte Profi ist derzeit in Belgien, die Entschuldigung für sein Verhalten gab er schriftlich ab. „Mir war nicht bewusst, dass ich ein Medikament erhalte, das verboten ist. Ich habe einen großen Fehler gemacht und bedauere das sehr“, schrieb er. Gomez darf noch etwas Hoffnung auf einen Freispruch haben. Von den bisher neun vor dem Sportgericht verhandelten Dopingfällen endeten immerhin zwei ohne Sperre. Thomas Ernst (VfL Bochum) und Manuel Cornelius (Tennis Borussia) konnten ihre Unschuld beweisen. Ihnen waren verbotene Substanzen ohne ihr Wissen von Ärzten verabreicht worden. Die Beweislast liegt allerdings beim Spieler.

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