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Der Einlauf der russischen Athleten 2014 in Sotschi. Der russische Sport steht mehr denn je am Pranger.

© dpa

Doping bei Olympia: Wäre eine Kollektivstrafe für Russlands Sportler richtig?

Russlands Sportsystem hat nachweislich Doping-Praktiken gefördert. Sollen deshalb nun alle russischen Athleten bei Olympia ausgeschlossen werden? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Friedhard Teuffel

Haben gedopte Läufer etwas mit möglicherweise sauberen Hochspringern zu tun? Wenn sie aus Russland kommen, dann schon, findet der Internationale Leichtathletikverband und hat alle russischen Leichtathleten von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro ausgeschlossen. Sie vertreten schließlich ein Land, dem gerade Staatsdoping nachgewiesen wurde. Der Internationale Sportgerichtshof entscheidet an diesem Donnerstag, ob diese Entscheidung rechtens ist und es ist ein sehr grundsätzliches und wichtiges Urteil. Denn es wird die Frage beantworten, ob Kollektivstrafen im Sport zulässig sind.

An diesem Urteil wird sich auch das Internationale Olympische Komitee orientieren. Denn es muss selbst noch entscheiden, ob russische Sportler nach den erschütternden Ergebnissen überhaupt in Rio starten dürfen. Zwei Prinzipien streiten hier miteinander, das rechtliche und das politische. Mit unserem Rechtsverständnis ist die Kollektivstrafe eigentlich nicht vereinbar, die individuelle Schuld muss nachgewiesen sein. Alles andere ist Sippenhaft. So fordert jetzt beispielsweise der Deutsche Tischtennis-Bund, russische Spieler nicht von Olympia auszuschließen. Es liegt schließlich kein Beweis vor, dass auch sie ins Dopingsystem eingebunden sind.

Auf der anderen Seite steht das politische Prinzip. Der olympische Sport steht vor einem Abgrund. Wenn er den letzten Teil seiner Glaubwürdigkeit erhalten will, muss er das russische Team ausschließen. Weil es eine gerechte Strafe für Russlands Sportsystem ist. Weil es andere abschreckt. Weil es zur Umkehr auffordert.

Recht gegen Politik. Heute fällt die Entscheidung. Ein Unentschieden kann es nicht geben.

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