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Doping bei Paralympia: Mehr Sponsoren, mehr Manipulation

Mit der wachsenden Professionalisierung des Behindertensports steigt das Interesse von Medien und Sponsoren - und der der Anreiz, die eigene Leistung unerlaubt zu steigern. Bei den Paralympics sind deshalb rund 800 Dopingkontrollen geplant.

Eigentlich wollten die behinderten Kegler nur um die deutsche Meisterschaft spielen, am Ende standen sie als Dopingsünder da. Bei den letzten Titelkämpfen tauchten Kontrolleure auf und nahmen Proben. Ergebnis: Einige gehandicapte Kegler hatten offensichtlich Diuretika genommen. Diese Medikamente schwemmen Wasser aus dem Körper. Als Dopingmittel werden sie vor allem von Sportlern eingesetzt, die ein bestimmtes Körpergewicht halten müssen, von Boxern oder Gewichthebern etwa. Bei Körperbehinderten dagegen sollen Diuretika Wasseransammlungen in den Beinen verhindern.

Hätten die Kegler die Mittel angemeldet, das Dopingverfahren wäre ihnen erspart geblieben. Wie alle Sportler können auch Behinderte medizinische Ausnahmegenehmigungen beantragen. Sie erlauben therapeutisch eingesetzte Medikamente, auch wenn diese auf der Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur stehen. „Die meisten Dopingfälle in Deutschland geschehen aus Unwissenheit heraus“, sagt Kirsten Meier, Dopingreferentin beim Deutschen Behindertensportverband (DBS).

13 Dopingfälle in den letzten drei Jahren in Deutschland

Für den Breitensport mag die Unwissenheitsvermutung oft gelten, im Leistungssport sieht es dagegen auch bei den Behinderten inzwischen anders aus: Mit der wachsenden Professionalisierung steigen das Interesse der Medien und der Sponsoren und mithin der Anreiz, die eigene Leistung unerlaubt zu steigern. Bei Paralympia in Peking sind deshalb rund 800 Dopingkontrollen geplant. Vor allem Gewichtheber haben im Behindertensport bisher für Doping-Schlagzeilen gesorgt: In Athen 2004 waren fünf von sechs Fällen unter Gewichthebern zu verzeichnen. Zwei Gewichtheber aus Aserbaidschan und einer aus Weißrussland wurden wegen ihrer Verstöße in Athen lebenslang gesperrt.

In Deutschland führt der DBS pro Jahr rund 150 unangekündigte Kontrollen durch – die Hälfte im Training, die andere Hälfte bei Wettkämpfen und Lehrgängen. Seit Juli dieses Jahres gibt es zusätzlich eine Trainingskontrollvereinbarung zwischen DBS und der Nationalen Anti-Doping Agentur (Nada): Alle Paralympiateilnehmer können nun auch von der Nada unabhängig und unangekündigt getestet werden. Insgesamt gab es im deutschen Behindertensport in den letzten drei Jahren 13 Fälle. Vier Sportler wurden gesperrt, zwei wurden öffentlich verwarnt. Sieben Athleten wurden freigesprochen. Auch die mutmaßlich gedopten Kegler können inzwischen wieder in Ruhe ihrem Sport nachgehen.

Martin Gropp

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