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Scharping vor Arp-Untersuchungsausschuss

© dpa

Doping: Der Radsport bekommt weiter Geld

Verbandspräsident Rudolf Scharping muss sich im Bundestag Vorwürfen stellen, kann aber die Förderung für den Radsport retten.

Der Bund Deutscher Radfahrer hatte gestern die wichtigste Etappe seit langem zu bewältigen. Geschwächt von prominenten Dopingfällen drohte ihm langsam die Puste auszugehen. Dazu musste er auch noch einen hartnäckigen Verfolger abschütteln, den Bundestagsabgeordneten Winfried Hermann von den Grünen. Hermann wollte dem BDR erst die ganze und dann wenigstens noch die Hälfte der Sportförderung sperren. So lange, bis der Verband nachweist, dass er Doping ernsthaft bekämpft. Was dies für den Verband bedeuten könnte, erklärte dessen Präsident Rudolf Scharping: „Wir wären zwischen Einstellung der Hälfte des Betriebs und totalem Konkurs.“

Die Sitzung des Bundestags-Sportausschusses gestern war für Scharping die entscheidende Gelegenheit, um diesen Absturz abzuwenden. Der frühere Bundesverteidigungsminister hatte sich gut vorbereitet, und er wehrte sich auch mit emotionalen Mitteln. Warum er den Bundestrainer Peter Weibel wegen Dopings nicht gekündigt habe? „Ich werde Anti-Doping-Bekämpfung nicht mit Existenzvernichtung gleichsetzen“, sagte er. Weibel habe drei Herzinfarkte erlitten und sei schwerbehindert, deshalb habe der Verband ihn zwar von allen Aufgaben freigestellt, aber nicht vor Ablauf seines Vertrags am Jahresende entlassen. Wenn jedoch der Bundestag die Förderung seine Verbandes unterbinde, sagte Scharping, müsste sich der BDR von einem Drittel seiner 17 Angestellten trennen.

Das konnte Hermann jedoch nicht weiter beeindrucken. Zu groß seien die Versäumnisse des BDR bei der Dopingbekämpfung. „Sie sind erst aktiv geworden, als Ihnen das Wasser schon über dem Kopf stand“, warf er dem Verband vor. Verbündete fand er für seinen Antrag jedoch nicht. Keine der anderen Fraktionen stimmte mit ihm für eine Sperrung der Mittel. „Sie haben den Mund ziemlich voll genommen“, rief Hermann seinen Kollegen zu, die in der Vergangenheit eine Bestrafung des Radsportverbandes gefordert hatten. Jetzt müssten sie auch einmal zu ihren Drohungen stehen. Doch außer einem zustimmenden Nicken des Ausschussvorsitzenden Peter Danckert von der SPD bekam Hermann keine Unterstützung.

Hermann hatte unter anderem kritisiert, dass der BDR bei der deutschen Mountainbike-Meisterschaft keine Dopingkontrollen durchgeführt hatte. Scharping entgegnete, dass bei den anderen 193 Meisterschaften alles ordnungsgemäß verlaufen sei. Klaus Riegert, der sportpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, ging Hermanns Antrag in die falsche Richtung. „Wenn Athleten positiv getestet werden, darf man nicht auf dem Verband rumprügeln.“ Als „wolkig“ bezeichnete die sportpolitische Sprecherin der SPD, Dagmar Freitag, Hermanns Antrag und warf ihm in der Sitzung mehrfach vor, keine Belege für seine pauschale Kritik am BDR zu haben. Es lägen keine Verstöße gegen den Code der Nationalen Anti-Doping-Agentur Nada vor. „Wir haben uns aber heute nicht das Schwert der Kontrolle aus der Hand nehmen lassen“, sagte Freitag. Das Parlament könne jederzeit eingreifen, wenn der BDR nicht entschieden gegen Doping vorgehe. Es sei falsch, am Radsportverband ein Exempel zu statuieren. „Denn was ist mit dem Eishockeybund beispielsweise? Da steht Florian Busch von den Eisbären trotz eines Verstoßes gegen die Kontrollregeln immer noch auf dem Eis.“

Für das Bundesinnenministerium erklärte der Parlamentarische Staatssekretär Christoph Bergner, dass es besser sei, bei Verstößen des Radsportverbandes hinterher Mittel zurückzufordern, als sie im Vorgriff zu sperren. Ein längere Aussprache gab es nicht, weil der Ausschuss noch eine Anhörung zum Thema Gewalt und Extremismus im Fußball angesetzt hatte. So blieb für die Debatte nur eineinhalb Stunden Zeit. Mehr als eine abgewendete Niederlage auf einer besonders wichtigen Etappe war es am Ende nicht für den Radsportverband. Die Nationale Anti-Doping-Agentur bescheinigte dem BDR zwar, keine größeren Verstöße begangenen zu haben. Aber über die Trainingskontrollen sagte Nada-Geschäftsführer Gottrik Wewer: „Eine Verdreifachung der Proben innerhalb der vergangenen drei Jahre ist gut. Aber da ist noch Luft nach oben. Die Schwimmer etwa kontrollieren noch mehr.“

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