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Doping: Hondo klagt nach CAS-Urteil weiter

Radprofi Danilo Hondo will gerichtlich gegen die Sperre vorgehen, die der Internationale Sportsgerichtshof (CAS) wegen Dopings verhängt hatte.

Ascona/Berlin - Danilo Hondo kämpft mit dem Rücken zur Wand weiter. Der in Ascona in der Schweiz ansässige Radprofi kündigte an, gegen das am Vortag gefällte CAS-Urteil wegen Dopings vor dem Schweizer Bundesgericht Klage einzureichen. Der Internationale Sportgerichtshof, die höchste Instanz auf sportrechtlichem Gebiet, hatte den 31-jährigen Lausitzer für zwei Jahre bis zum 1. April 2007 gesperrt und für zwei Folgejahre ein Arbeitsverbot in einem ProTour-Team ausgesprochen. Hondo war im März 2005 bei der Murcia-Rundfahrt positiv auf das Aufputschmittel Carphedon getestet worden. «Das ist ein absolut ungerechtes Urteil»», sagte der ehemalige Gerolsteiner-Profi am Mittwoch.

«In der Urteilsbegründung hieß es, ich hätte bei der CAS-Verhandlung am 22. November keine Aussage zu dem bei mir nachgewiesenen Wirkstoff machen können. Das konnte ich auch gar nicht, weil ich nach wie vor nicht weiß, wie das Zeug in meinen Körper kam», erklärte Hondo. «Außerdem forderte der CAS die WADA, deren Strafforderung gegen mich in vollem Umfang erfüllt wurde, auf, ihre Dopingliste zu ändern, weil der in Carpehdon enthaltene Wirkstoff dort unter einem anderen Namen geführt wird.» Er brach sein Trainingslager ab, in das er sich nach dem Jahreswechsel in guter Hoffnung eines für ihn positiven Urteils nach Mallorca begeben hatte.

Mit der Verhandlung vor dem höchsten Zivilgericht der Schweiz rechnen Hondo und sein Anwalt Michael Lehner, der auch Olympiasieger Dieter Baumann im Zahnpasta-Doping-Fall vertrat, erst «in Wochen, oder Monaten». Aber es lohne sich, weiter zu kämpfen «und ich werde auch weiter hart trainieren», meinte der gebürtige Cottbuser, dessen gesamter Lebensplan bei Bestätigung des Urteils auf dem Spiel steht. «Das Karriereende ist wahrscheinlich», hatte sein früherer Teamchef Hans-Michael Holczer, der ihm im Falle eines Freispruches eine Hintertür zur Rückkehr ins Team offen hielt, nach Bekanntwerden des Urteils erklärt. Menschlich tue ihm der einstige Topsprinter, der im Dezember mit Jan Ullrich und Co. in Südafrika trainierte, Leid, «aber es gibt nun mal Regeln, die einzuhalten sind».

49 Tage nach der Berufungsverhandlung, die Hondo, die WADA und der Weltverband UCI gefordert hatten, fällte der CAS sein Urteil. «Die WADA hat sich in aller Brutalität durchgesetzt», sagte der Heidelberger Verteidiger Lehner, der auf das CAS-Urteil viel Hoffnung gesetzt hatte, weil die Beweiskette lückenhaft erschien. Die dreiköpfige Entscheidungs-Instanz mit dem Vorsitzenden Bernard Foucher (Frankreich), Christian Krähe (Konstanz) und Jean-Pierre Morand (Schweiz), die sich mit der Urteilsverkündung so viel Zeit ließ, konnte zwischen vier Urteils-Varianten wählen.

Die WADA hatte am 22. November vergangenen Jahres zwei Jahre Sperre bis zum 1. April 2007 mit anschließendem, zweijährigem Arbeitsverbot in einem ProTour-Team gefordert. Der Schweizer Verband beharrte auf seinem Urteil vom 2. Juni: Ein Jahr Sperre bis zum 1. April 2006, ein weiteres Jahr auf Bewährung und 55 000 Schweizer Franken Geldstrafe. Die UCI wollte lediglich ein Jahr Sperre, Lehner hatte Freispruch gefordert und zumindest die Bestätigung des Schweizer Urteils erwartet. Dann hätte Hondo zu Beginn der Saison der Frühjahrs-Klassiker wieder fahren können.

Die im vom IOC anerkannten Labor in Madrid nachgewiesen Carpehdon-Spuren waren so gering, dass weder unzweifelhaft von Absicht ausgegangen, noch eine aufputschende Wirkung durch das Präparat erzielt werden konnte. Diese These vertrat bei der CAS-Verhandlung Professor Werner Franke als Entlastungszeuge für Hondo. Der anerkannte Molekular-Biologe gilt als scharfer Kritiker vieler Praktiken im Profiradsport («Doping-verseucht»), sah Hondo in diesem Fall aber eher als Opfer ungeklärter Umstände. (Von Andreas Zellmer, dpa)

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