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Doping in der DDR: Olympiasieger Beyer hat gedopt

Die Berlinale macht es möglich: Erstmals räumt der frühere Kugelstoß-Olympiasieger Udo Beyer in einem Dokumentarfilm die Einnahme verbotener Substanzen zu DDR-Zeiten ein.

Kugelstoß-Olympiasieger Udo Beyer aus Potsdam hat erstmals die Einnahme verbotener Substanzen in seiner erfolgreichen Karriere eingeräumt. Im Dokumentarfilm „Einzelkämpfer“, der am Freitag auf der Berlinale seine Premiere feiert, gab der 57-Jährige an, stets selbst über die Einnahme der Mittel entschieden zu haben.

„Über alles, was mit mir gemacht wurde, wusste ich Bescheid. Dinge, die ich gemacht habe, habe ich selbst entschieden. Das Recht habe ich mir herausgenommen“, sagte Beyer in dem Film der früheren Wasserspringerin Sandra Kaudelka, in dem auch die Lebenswege der Leichtathletinnen Marita Koch und Ines Geipel sowie von Wasserspringerin Brita Baldus nachgezeichnet werden.

„Ich habe auch Sachen abgelehnt, ich habe auch Sachen gemacht. Ich wusste, ich habe es entschieden. Und es kamen keine Sachen heimlich in den Tee. Das gab es nicht“, bekannte Beyer in dem Film offen und authentisch. Ein Unrechts-Bewusstsein hat er im Laufe der Jahre jedoch offenbar nicht entwickelt. Auf die Frage der Regisseurin, ob er zu Unrecht 1976 in Montreal Olympiasieger geworden sei, antwortete Beyer: „Nein, überhaupt nicht. Ich bin zurecht Olympiasieger, weil ich der Beste in dem Wettkampf war.“ Beyer, der jahrelang auch Kapitän der DDR-Nationalmannschaft der Leichtathleten war, versucht in dem Film aber zugleich, die Wirkung des Dopings zu verharmlosen. „Doping oder unterstützende Mittel machen vielleicht zwei oder drei Prozent der Leistung aus - alles andere ist harte Arbeit. Und wenn Du nicht richtig trainiert bist, dann können sie Dir so viel Pillen geben wie Du willst - dann wirst Du höchstens ein Schwamm oder irgend so etwas, aber nie ein guter Leistungssportler“, sagte er. Und er fügte seine Sicht der Dinge hinzu: „Einem Ackergaul kannst Du so viel Dopingmittel geben wie Du willst, er wird nie ein Rennen in Hoppegarten gewinnen.“

Für ein Statement zu seinen Bekenntnissen war Udo Beyer am Donnerstag aufgrund eines Krankenhaus-Aufenthaltes nicht zu erreichen. „Wir werden auch in 50 Jahren nur über andere Mittel reden. Der Leistungssport wird sich immer am Rand der Legalität bewegen“, hatte Beyer der „Bild“-Zeitung (Donnerstag) gesagt. „Einzelkämpfer ist kein Film über Opfer oder Täter, sondern über Menschen und deren ganz eigene Geschichte“, versuchte Regisseurin Sandra Kaudelka das Anliegen ihres Films zu charakterisieren. „Die vier Sportler bilden in ihrer Unterschiedlichkeit für mich fast einen Querschnitt der DDR-Bevölkerung. Ich wollte ein Gesamtbild einer Gesellschaft zeichnen mit all ihren Widersprüchen“, erläuterte die Filmemacherin. (dpa)

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