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© ddp

Doping-Sünder Zabel: Weicher Fall

Erik Zabel darf trotz seines Doping-Geständnisses weiter für das Milram-Team fahren.

Berlin - Ewald Strohmeier ist nicht unbedingt der bedeutendste Mann im Profi-Radsport. Chef der Bayern-Rundfahrt, das hört sich ja ganz nett an, aber Sätze des Ewald Strohmeier werden eher selten bundesweit verbreitet. Gestern war eine Ausnahme. Gestern, einen Tag vor Beginn der Rundfahrt, verbreiteten Agenturen Strohmeiers Satz: „Wir freuen uns auf ihn.“ Denn Strohmeier und seine Helfer freuen sich auf Erik Zabel. Auf den Mann, der einwöchiges Epo-Doping gestanden hatte. Bei der Tour de France 1996 habe er es gespritzt, hatte Zabel öffentlich erklärt. Das ist lange her, Zabel zeigte bewegt Reue, und für sein verspätetes, aber emotional wirkungsvolles Outing wird er jetzt belohnt. Der 36 Jahre alte Radprofi darf zumindest bis Ende des Jahres weiterfahren, er wird von seinem deutsch-italienischen Team Milram nicht gesperrt, er wird am heutigen Mittwoch die erste Etappe der Bayern-Rundfahrt bestreiten.

Ein vierköpfiger Krisenstab, Teamleitung und Vertreter des Sponsors, hatte diese Entscheidung getroffen und am Dienstag veröffentlicht. Der Kontrakt mit Zabel läuft allerdings bis 2008, und „ob er seinen Dreijahresvertrag komplett erfüllen kann, wird Ende des Jahres entschieden“, lässt Milram verlauten.

Das Team belohnt auch Zabels Geständnis. Seine Offenheit müsse „Vorbildcharakter im Peleton haben“, sagte Milrams Manager Gerry van Gerwen. Die Richter in der Causa Zabel hätten sich intensiv mit dem Einzelfall des Profis befasst. Grundlage für die weitere Zusammenarbeit seien aber auch der „Respekt vor der außerordentlich erfolgreichen sportlichen Karriere sowie die Reaktionen offizieller Organisationen, Veranstalter und insbesondere der Öffentlichkeit gewesen“, sagte van Gerwen. Denn in Deutschland hätten bei Zabels Geständnis viele Leute am Fernseher mitgeweint. Der Profi selber erklärte gestern: „Ich habe den einzigen Fehler meiner Vergangenheit offenbart. Weitere Entscheidung von wichtigen Gremien, wie etwa dem Bund Deutscher Radfahrer, werden folgen. Auch diese werde ich akzeptieren.“

Es gab allerdings auch Leute, die sich vor dem Fernsehschirm fragten, ob Zabel nicht schon wieder log. Diese Leute misstrauten seinen Angaben, dass er Epo nach nur einer Woche wegen „Fiebers und Unwohlsein“ abgesetzt habe. Üblicherweise dauern Epo-Kuren erheblich länger, oft Jahre. „Dass er nach einer Woche solche Probleme hat, ist eher ungewöhnlich, die dürften nach so kurzer Zeit nicht auftreten“, sagt Fritz Sörgel, Leiter des Instituts für pharmazeutische Forschung in Nürnberg. Der Pharmakologe hat in Deutschland die wohl umfangreichsten Epo-Untersuchungen gemacht. „Aber es ist durchaus möglich, schon nach einer Woche eine bedeutsame Leistungssteigerung durch Epo zu erreichen. Ich gehe davon aus, dass er keine geringe Dosis erhalten hat.“ Allerdings macht ihn der Preis von 25 Euro pro Epo-Spitze stutzig. So billig war angeblich das Dopingmittel zu bekommen. „Wenn das stimmt, muss es Epo aus China oder mit abgelaufenem Verfallsdatum gewesen sein“, sagt Sörgel.

Pat McQuaid, der Präsident des Radsport-Weltverbands UCI, und die Verantwortlichen der Tour de France begrüßen Zabels Weiterbeschäftigung, jedenfalls sagte das Milram-Manager van Gerwen. Aber auch der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) ist nicht unglücklich. Zabel ist, gerechnet nach Siegen, der erfolgreichste aktive Profi, und er könnte ein Kandidat für die Rad-WM Ende September in Stuttgart sein. „Wir haben Richtlinien, dass Doping belastete Fahrer weder für Olympische Spiele noch für Weltmeisterschaften eingesetzt werden“, sagte BDR-Sportdirektor Burkhard Bremer. „Aber, wenn ich Zabel richtig verstanden habe, geht es um Doping im Jahr 1996.“ Und damit greift die Richtlinie des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) nicht mehr. Die gilt nur für den Zeitraum zwischen zwei Olympischen Spielen. Wer dazwischen gedopt erwischt wird, darf bei den nächsten Spielen nicht starten.

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