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Doping: Warum ohne Beweis gesperrt wird

Dopingfahnder dürfen auch ohne positive Probe, nur mit Indizien überführen. Claudia Pechstein ist die erste deutsche Sportlerin, die wegen eines auffälligen Blutprofils gesperrt wurde.

Dopingsperre ohne positive Probe – das könnte die Zukunft in der Dopingbekämpfung sein. Denn bestimmte Substanzen und Methoden sind nur kurz oder gar nicht nachweisbar, da wollen sich die Fahnder mit einem indirekten Nachweis behelfen. Im seit Januar geltenden Kodex der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada steht, dass auch Geständnisse von Athleten, Zeugenaussagen, Dokumente oder Erkenntnisse aus Langzeit-Blutprofilen als Indizien herangezogen werden können.

Vor allem dem bisher nicht gerichtsfest nachzuweisenden Blutdoping wollen die Fahnder damit beikommen. Bisher haben Verbände bei auffälligen Blutwerten allenfalls sogenannte Schutzsperren ausgesprochen. Zum ersten Mal bei einem deutschen Sportler nimmt die Internationale Eislauf-Union nun Auffälligkeiten bei Claudia Pechsteins Blutprofil als Grundlage für eine Regelsperre von zwei Jahren.

Beim Blutdoping wird eigenes Blut meist nach einem Höhentraining oder einer Behandlung mit Erythropoetin, kurz Epo, abgenommen und kurz vor dem Wettkampf wieder zugeführt. Der Körper verfügt nun über mehr rote Blutkörperchen, Erythrozyten, die Sauerstoff transportieren: Die Ausdauerleistung steigt.

Diese Methode wurde schon in den siebziger Jahren angewendet. Jedoch geriet das Eigenblutdoping aus der Mode, als Epo auf den Markt kam. Das Spritzen dieser Substanz ist einfacher als eigenes Blut abzunehmen, mittels einer Zentrifuge in rote Blutkörperchen und Blutplasma zu trennen, das Blut anschließend zu kühlen und dann bereitzuhalten. Inzwischen ist Epo aber gut nachweisbar – Eigenblutdoping erlebt eine Renaissance.

Indirekt nachweisbar ist Eigenblutdoping über ein Blutprofil, das mehrere Parameter enthält wie die Retikulozyten. Retikulozyten sind junge rote Blutkörperchen und laut Mario Thevis ein „sensibler Parameter“. Thevis ist Professor für Präventive Dopingforschung an der Sporthochschule Köln. Sowohl ein besonders hoher als auch ein niedriger Retikulozyten-Wert kann ein Indiz für Doping sein. Spritzt sich ein Athlet Epo, ist das wie eine Aufforderung an den Körper, mehr Retikulozyten zu produzieren. Führt er sich dagegen eigenes Blut zu, registriert der Körper mehr rote Blutkörperchen und senkt die Retikulozyten-Produktion. „Durch sehr umfangreiche Studien sind Blutprofile inzwischen ein wertvoller Beitrag in der Dopingbekämpfung geworden“, sagt Thevis. In der Regel komme ein Verdacht nicht aufgrund eines einzelnen auffälligen Werts zustande.

Bei Doping, aber auch beim Höhentraining verändern sich mehrere Parameter im Blut, neben den Retikulozyten auch Hämoglobin und der Hämatokritwert. Diese Werte können jedoch durch das im Sport verbotene Zuführen von Blutplasma wieder ins Gleichgewicht gebracht werden.

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