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Sport: Doping: Wenn Sportler sich ungewollt dopen

Glück im Pech für den 23-jährigen TeBe-Fußballer Manuel Cornelius. Der nach dem Pokalspiel am 25.

Glück im Pech für den 23-jährigen TeBe-Fußballer Manuel Cornelius. Der nach dem Pokalspiel am 25. August gegen Bielefeld positiv Getestete (Nandrolon) wurde nicht gesperrt. Begründung: die Absicht des Dopings läßt sich nicht nachweisen. Cornelius hatte wie alle Spieler vom Regionalligisten Tennis Borussia täglich auf Veranlassung des Kotrainers zwei Tabletten namens "Speed Kreatin" eingenommen. Keine Dopingsubstanz also. Die Nachuntersuchung ergab jedoch, dass in diesen Kautabletten, ein US-Produkt, anders als sonst Nandrolon-Vorläufer enthalten waren. Die DFB-Kommission sah das als Beweis, dass die Tabletten "verunreinigt" waren und verzichtete auf Sanktionen. Ähnlich argumentierte der Ringer-Olympiasieger Alexander Leipold, der seine Goldmedaille jedoch auf IOC-Entscheidung zurück geben musste.

Ist die Geschichte von Cornelius glaubwürdig? Dr. Peter Lehnigk, vom Berliner Olympiastützpunkt (OSP) sagt ja und erläutert: "Beim Hersteller, der neben Kreatinpräparaten auch nandrolonverwandte Präparate produziert, ist das denkbar. Wenn die Pressen oder Bänder danach nicht entsprechend gesäubert wurden, können Reste in folgenden Präparaten auftauchen. Das hatten wir schon." Wie kann sich ein Sportler vor "unerwünschtem Doping" schützen? Der OSP-Zuständige für den Bereich Medizin und Physiotherapie sagt: "Indem er nicht leichtfertig vor allem im Ausland gefertigte Medikamente nimmt. Da ist oft nicht alles angegeben, was verwendet wurde." Dagegen gäbe es in Deutschland Lebensmittelgesetze, die zwingend vorschreiben, alle verwendeten Substanzen zu benennen. Nandrolonpräparate sind in Deutschland nicht käuflich erhältlich, jedoch in den USA und auch in der Schweiz. Lehnigk rät zur "äußersten Vorsicht" gegenüber ausländischen Nahrungsergänzungs-Produkten.

Der OSP Berlin habe seine Olympiakandidaten seit einiger Zeit immer wieder vor Nahrungsergänzungsstoffen aus "schwarzen Kanälen" gewarnt. Und bekomme auch Rücklauf in Form von Anfragen, ob dieses oder jenes Medikament "sauber" sei. Die Spitzenkader am OSP erhalten kostenlos Nahrungszusatzstoffe, "alle geprüft und mit Zertifikat versehen".

Einmal seien - so Lehnigk - dem OSP nach einem geplatzten Michael-Jackson-Konzert eine Million Spezial-Cola-Dosen zum Discount-Preis angeboten worden. "Auf dem Beipackzettel war ein Kauderwelsch von Stoffen aufgeführt, auch Extrakte von tropischen Pflanzen. Das haben wir beim IOC-Dopinglabor in Kreischa untersuchen lassen und bekamen grünes Licht für den Erwerb." Eine Analyse dieser Art kostet den OSP 300 Mark. Eine Investition, die in jedem Falle gerechtfertigt sei, "denn es wäre eine Katastrophe, wenn uns solch ein Malheur unterliefe, dopingverseuchte Präparate oder Getränke zu verordnen".

Grundsätzlich sei zu den Ergänzungsprodukten zu sagen, dass diese keine unausgewogene Grundernährung ersetzen können. "Man sollte sie auch nur in Zeiten von Spitzenbelastungen nehmen, wenn die physiologischen Depots im Körper geleert sind. Aber um Gottes Willen nicht täglich übers ganze Jahr. Das kann der Organismus nicht verkraften."

Ernst Podeswa

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