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Human Plasma

© dpa

Blutbank-Affäre: DSV geht rechtlich gegen ARD-Redakteur vor

Der Deutsche Skiverband geht in die Offensive und hat rechtliche Schritte gegen Redakteure der ARD wegen unbewiesener Doping-Vorwürfe eingeleitet. Der ARD-Doping-Experte verteidigte in der Wiener-Blutbank-Affäre sein Vorgehen und warnt vor der Russen-Mafia.

Der Deutsche Ski-Verband (DSV) hat im Zusammenhang mit den in der ARD erhobenen Doping-Verdächtigungen gegen deutsche Wintersportler rechtliche Schritte gegen die zuständigen Redakteure des Senders eingeleitet. Dies erklärte DSV-Sprecher Stefan Schwarzbach am Mittwoch am Rande des Biathlon-Weltcups im Südtiroler Antholz. Der Verband habe alle Quellen ausgeschöpft, „wir haben aber von niemandem die Bestätigung dafür bekommen, dass der DSV darin verstrickt ist“, sagte Schwarzbach.

Zuvor hatte DSV-Präsident Alfons Hörmann die Anschuldigungen in der Wiener-Blutbank-Affäre scharf zurückgewiesen: "Es gibt keinen Dopingfall DSV, so lange es keinen Gegenbeweis gibt. Wir haben eine sehr klare Prüfung gemacht: Es gibt bis zum heutigen Tag keine Hinweise und keinen Namen", hatte er gesagt rechtliche Konsequenzen nicht ausgeschlossen.

Auch der Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Peter Danckert, forderte "Fakten statt Gerüchte, damit die erfolgreichen deutschen Wintersportler nicht alle in Misskredit gebracht werden". Selbst innerhalb der ARD haben die Doping-Vorwürfe von Experte Hajo Seppelt ohne konkrete Namen für Verstimmung gesorgt. Dieser begründete die Vorsicht damit, dass bei Recherchen im Doping-Milieu "Angst ein ständiger Begleiter" sei: "Die Russen und die Ukrainer-Mafia ziehen im Hintergrund der Blutbank die Fäden. Deshalb müssen wir unsere Informanten schützen." Es gebe jedoch sichere Hinweise, dass in Wien Blutdoping "im ähnlichen Stil wie bei Eufemiano Fuentes" in Spanien betrieben worden sei.

IOC und DOSB schalten sich ein

Für den Heidelberger Dopingjäger Werner Franke ist es keine Überraschung, dass "Human Plasma" zeitweise auch Zweigstellen in Ostdeutschland unterhielt: "Das stützt nur meine These, dass Teile des österreichischen Sports DDR-unterwandert sind." Dagegen teilte der DSV mit, dass seine Nachfragen bei der Welt-Antidopingagentur Wada, der Nationalen Antidopingagentur Nada, der Internationalen Biathlon Union IBU sowie den Behörden in Österreich keinerlei Hinweise auf deutsche Blutdoping-Täter ergeben hätten.

IOC-Vize und DOSB-Chef Thomas Bach kündigte derweil in Absprache mit IOC-Präsident Jacques Rogge ein Schreiben an den österreichischen Sport-Staatssekretär Reinhold Lopatka mit der dringenden Bitte um "möglichst schnelle Aufklärung" an. Das gleiche Ersuchen wurde von DOSB-Seite gestellt. "Wir brauchen Fakten, wenn es sie gibt", sagte Bach. "Von IOC-Seite wollen wir die Namen der Athleten wissen, falls sie bekannt sind, die in den Unterlagen des Labors verzeichnet sind. Von DOSB-Seite wollen wir wissen, ob deutsche Sportler betroffen sind."

IOC und DOSB für "Null-Toleranz"

An der "Null-Toleranz-Politik" von IOC und DOSB könne es keinen Zweifel geben. Bach, der auch Vorsitzender der Juristischen Kommission des IOC ist, sieht gute Chancen, dass die Behörden in Wien den Anträgen von IOC und DOSB zügig nachkommen, weil - im Gegensatz zur spanischen "Operacion Puerto" - in Österreich bislang kein Strafverfahren eingeleitet worden ist.

Dort laufen noch immer Ermittlungen zum Dopingskandal während Turin 2006. Bach, der die betreffende IOC-Disziplinarkommission leitet, wies allerdings darauf hin, dass sich bisher keine Anzeichen ergeben hätten, wonach Sportler anderer Länder während der letzten Winterspiele ebenfalls in die Affäre verwickelt waren.

ARD-Dopingexperte Seppelt schwächte die verbreiteten Vorwürfe gegen 20 deutsche Biathleten und Langläufer "zum Teil aus der Weltspitze" ab, die als Kunden von "Human Plasma" Eigenblut-Doping betrieben haben sollen: "Es ist nicht gesichert, dass aktuelle Mitglieder von Nationalmannschaften betroffen sind." Es gehe eher um zurückliegende Fälle. (mbo/sid/dpa)

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