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DDR-Dopintrainer: Gelöste Geschichte

Obwohl sie in der DDR gedopt haben, könnten Leichtathletiktrainer jetzt weiterarbeiten. Sie gestehen in einer Erklärung ihre Schuld ein. Der Deutsche Olympische Sportbund hält diese Erklärung für ausreichend.

Berlin - Es fehlen nur noch die Unterschriften, dann ist der deutsche Sport eine schwere Last los. Sechs Leichtathletiktrainer haben angekündigt, ihre Einbindung ins Dopingsystem der DDR zuzugeben, sich für ihr Verhalten zu entschuldigen und gleichzeitig auf eine Weiterbeschäftigung mit Steuermitteln zu hoffen. Sie haben dafür eine Erklärung vorbereitet. Wie jetzt bekannt wurde, wird der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) diese Erklärung akzeptieren, das hat das Präsidium des DOSB beschlossen. Es fehlen also nur noch die Unterschriften der Trainer und des Bundesinnenministers.

Die Erklärung der Trainer löst ein Problem, das schon wie ein gordischer Knoten erschien. Dürfen Trainer tatsächlich staatliche Mittel erhalten, die in der DDR Dopingmittel vergeben haben und dafür weder bestraft worden sind noch ein Wort des Bedauerns gefunden haben? Die Gegenfrage lautet: Sollen Trainer auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall immer noch büßen für die Einbindung in kollektiv begangenes Unrecht?

Um diese Fragen zu beantworten, hat der DOSB eine Kommission eingerichtet unter dem Vorsitz des ehemaligen Richters am Bundesverfassungsgericht Udo Steiner. „Auf Empfehlung der Kommission hat das DOSB-Präsidium beschlossen, dass die Trainer mit der Erklärung unseren Ansprüchen genügen“, sagte DOSB-Präsident Thomas Bach der „Welt“. Der Verband werde auch keine Reisekosten zu den Olympischen Spielen nach Peking zurückfordern.

Auch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hatte in der vergangenen Woche in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ erklärt, dass er eine Erklärung der Trainer akzeptieren würde. Somit haben die beiden entscheidenden Institutionen ihre Zustimmung angekündigt: das Innenministerium, das öffentliche Mittel für Trainer im Spitzensport bereitstellt, und der DOSB, der diese Mittel an die Verbände verteilt.

In ihrer Erklärung, das haben beide Seiten deutlich gemacht, müssen also drei Bedingungen erfüllt sein: Anerkennen eigenen Fehlverhaltens, Bekenntnis zum dopingfreien Sport und Bedauern gegenüber den Opfern. Zuletzt hatten jedoch einige Dopingopfer der DDR erklärt, dass sie keine Entschuldigung akzeptieren. „Vielleicht muss man jetzt nach 20 Jahren einfach sagen: Es ist zu spät“, sagte die frühere Sprinterin Ines Geipel.

Der Deutsche Leichtathletik-Verband hält dagegen die Entschuldigung der Trainer für die beste Lösung. „Sie ermöglicht den Trainern, losgelöst von finanziellen Existenzängsten sich der Vergangenheit zu stellen“, sagte Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes.

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