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Doping: Kronzeuge Sinkewitz nennt "keine Namen"

Der Dopingsünder Patrik Sinkewitz hat vor dem Sportgericht des BDR ausgepackt, aber keine Fahrer-Kollegen beschuldigt. Vielmehr habe Sinkewitz "Wissenswertes über das Radsport-System" referiert, sagte sein Anwalt Michael Lehner. Das Urteil fällt in zwei Wochen.

"Er hat nicht auf andere Fahrer gedeutet, Namen sind nicht gefallen", so Lehner weiter. Er habe als Kronzeuge jedoch zur Aufklärung beigetragen. Lehner hofft nach den "guten Verhandlungen" auf ein "gerechtes Urteil: Nicht mehr als ein Jahr Sperre". Sinkewitz war während der diesjährigen Tour de France Testosteron-Doping nachgewiesen worden.

Eine Entscheidung werde erst in den nächsten zwei Wochen fallen, sagte Lehner. Der Heidelberger Anwalt hatte bereits dem Radprofi Jörg Jaksche dank der Kronzeugenregelung - die der Code der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada vorsieht - zu einer milden Strafe verholfen. Der Ansbacher wurde für ein Jahr gesperrt. Doch Sinkewitz drohen härtere Sanktionen: Laut Reglement des Weltverbandes UCI könnte er neben einer zweijährigen Sperre zur Rückzahlung seines kompletten Jahresgehalts verdonnert werden, da der Hesse vor dem Tour-Start die Ehrenerklärung für ein sauberen Sport unterschrieben hatte. Ungeachtet der Entscheidung des Sportgerichts vom Bund Deutscher Radfahrer (BDR) hofft er auf ein Comeback: "Ich bin bereit, nach meiner Sperre in einem neuen Radsport wirklich mitzumachen", hatte Sinkewitz beim ersten Geständnis gesagt.

Die Staatsanwaltschaft Bonn ermittelt unabhängig von den sportlichen Gerichtsinstanzen weiter gegen Sinkewitz wegen des Verdachts des Betrugs zum Nachteil seines ehemaligen Arbeitgebers T-Mobile und verschiedener Renn-Veranstalter. "Unsere Möglichkeiten gehen ein Stück weiter", sagte Staatsanwalt Fred Apostel. Ob der Fuldaer bereits in dieser Woche bei ihm vorstellig gewesen sei, wollte Apostel nicht bestätigen.

"Es war verantwortungslos"

Sinkewitz war während der diesjährigen Tour positiv auf Doping getestet und vom T-Mobile-Team umgehend entlassen worden. Der Hesse verzichtete auf die Öffnung der B-Probe und gab zu, sich in der Vorbereitung zur Frankreich-Rundfahrt ein Testosteron-Pflaster zur Leistungssteigerung auf den Arm geklebt zu haben. "Es war ein großer Fehler und dem Team, meinen Kollegen, dem Sponsor und dem gesamten Radsport gegenüber verantwortungslos", sagte Sinkewitz. "Ich hätte meine Leistung auch ohne schaffen können und ich habe das gemacht, was das T-Mobile Team mit seinem erheblichen Engagement gerade und als Vorbild für andere verhindern wollte."

Während der WM in Stuttgart wurde zudem bekannt, dass Sinkewitz den späteren Titelträger Paolo Bettini beschuldigt haben soll, ihm das Dopingmittel "Testogel" besorgt zu haben. Dies hat der Italiener jedoch stets vehement bestritten.

Nach Bekanntwerden des positiven Tests am 18. Juli hatte Sinkiewitz den Betrugsversuch zunächst noch strikt geleugnet: "Ich? Wieso ich? Davon weiß ich nichts. Das kann nicht sein." In seiner Karriere feierte Sinkewitz zwei große Erfolge: 2004 gewann er die Deutschland-Tour, bei der er auch Jan Ullrich schlug. Im Mai 2007 siegte der Hesse beim deutschen Klassiker "Rund um den Henninger Turm" in Frankfurt am Main. (mit dpa)

Benjamin Haller

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