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© dpa

Doping: Marion Jones gibt Medaillen zurück

Drei Tage nach ihrem Doping-Geständnis hat die mehrfache Sprint-Weltmeisterin Marion Jones alle ihre im Jahr 2000 bei den Olympischen Spielen in Sydney gewonnenen Medaillen zurückgegeben.

Die amerikanische Sprinterin stimmte zudem der Streichung ihrer Resultate rückwirkend bis zum 1. September 2000 zu und akzeptierte eine zweijährige Dopingsperre. Wie das Nationale Olympische Komitee der USA (USOC) in einer Telefonkonferenz mitteilte, wurden die drei Gold- und zwei Bronzemedaillen von Mitarbeitern der amerikanischen Anti-Doping-Agentur (Usada) direkt von Jones' Haus in Austin/Texas abgeholt und zur USOC-Zentrale nach Colorado Springs/Colorado gebracht.

"Die Betrügerin ist gefasst"

"Wir haben getan, was wir konnten. Die Betrügerin ist gefasst, die Medaillen sind in unserem Besitz und wir werden sie jetzt dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) zurückbringen", sagte USOC-Geschäftsführer Jim Scherr. Gemäß ihrer Statuten können IOC und der Leichtathletik-Weltverband IAAF bei Dopingvergehen gewonnene Medaillen acht Jahre rückwirkend aberkennen und Resultate streichen. Somit droht Jones auch der Verlust ihrer fünf Weltmeisterschafts-Plaketten, darunter drei goldene, die sie bei den Titelkämpfen 1999 in Sevilla und 2001 in Edmonton gewonnen hat. Die 1997 in Athen errungenen beiden Goldmedaillen könnte sie hingegen behalten.

Die IAAF kann laut eigener Satzung nach festgestellten Doping-Vergehen zudem sämtliche Preis- und Antrittsgelder von Athleten zurückfordern. Scherr kündigte an, dass das USOC im Fall Jones darauf dringen werde. Nach US-Medienberichten steckt die 31-Jährige, die einst Millionen ersprintete, jedoch in finanziellen Schwierigkeiten. Sie hatte im Juni nur ein Bargeldvermögen von 2000 Dollar angegeben.

Die zweijährige Dopingsperre wird die sportliche Karriere der Kalifornierin nicht mehr beeinflussen, da sie am vergangenen Freitag nach ihrem Dopinggeständnis vor einem New Yorker Gericht das Ende ihrer Laufbahn verkündete. Zuvor hatte sie gegenüber der Justiz zugegeben, von September 2000 bis Juli 2001 mit Steroiden gedopt zu haben und somit ihren Aussagen aus dem November 2003 widersprochen.

Falschaussage: Haftstrafe droht

Damals hatte Jones bei einer Anhörung im Zuge der Balco-Untersuchungen jeglichen Dopingmissbrauch vehement bestritten. Die verbotenen Substanzen habe sie von ihrem Trainer Trevor Graham bekommen, von dem sie sich im August 2001 getrennt hatte. Ihr Coach, so Jones, habe ihr gesagt, es handele sich um Leinsamenöl. Die einst beste Sprinterin der Welt bekannte sich zudem schuldig, 2005 im Zusammenhang mit einem Scheck-Betrug die Untersuchungsbehörden belogen zu haben. Wegen Falschaussage in zwei Fällen drohen ihr eine Geldstrafe bis zu 500.000 Dollar und zehn Jahre Gefängnis. Das Urteil soll am 11. Januar 2008 bekanntgegeben werden.

Bei den Spielen 2000 gewann Jones Gold über die 100 Meter und die 200 Meter sowie mit der 4x100-Meter-Staffel der USA. Zudem holte sie Bronze im Weitsprung und mit der 4x400-Meter-Staffel und war mit fünf Mal Edelmetall die erfolgreichste Athletin von Sydney. Durch ihr Doping-Geständnis müssen nun auch ihre Staffel-Kolleginnen um ihre Medaillen bangen. USOC-Präsident Peter Ueberroth und Geschäftsführer Scherr betonten, dass sie das IOC bei der Annullierung der Staffelergebnisse unterstützen würden und die US-Sprinterinnen ermutigen wollten, die Medaillen abzugeben.

Entschuldigung beim australischen Volk

"Wir sind der Meinung, wenn ein Wettkampf auf unfaire Weise gewonnen wurde, sollte der dafür errungene Preis zurückgegeben werden. Und die Staffeln wurden nun einmal mit unfairen Mitteln gewonnen", sagte Ueberroth. Er erklärte, dass sich sein Verband schriftlich bei 205 Nationalen Olympischen Komitees und dem australischen Volk entschuldigt und angekündigt habe, sich dafür zu verbürgen, dass die USA mit einem sauberen Team zu den Sommerspielen 2008 nach Peking fahren werden.

Durch die Annullierung von Jones' Ergebnissen wird Ekaterina Thanou nachträglich zur 100-Meter-Olympiasiegerin von Sydney erklärt. Die Griechin steht seit einer verpassten Doping-Kontrolle am Vorabend der Olympischen Spiele 2004 in Athen selbst unter Verdacht, illegale Mittel genommen zu haben. Sie wurde bereits zwei Jahre gesperrt. "Wir müssen beunruhigt darüber sein, ob alle immer auf dem gleichen Level und nach den gleichen Regeln spielen", sagte Ueberroth, "aber wir haben keinen Einfluss darauf, sondern die Verantwortung, fair zu konkurrieren."

Heiko Oldörp[dpa]

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