zum Hauptinhalt
Marion_Jones

© dpa

Doping: Marion Jones: Olympiasiegerin mit Epo

Drei Goldmedaillien hatte sie 2000 in Sydney gewonnen. Die Sprinterin Marion Jones galt als schnellste Frau der Welt. Doch diese Leistungen vollbrachte sie nur unter Einfluss von Dopingmitteln.

Jahrelang hat sie alles abgestritten oder geleugnet. Jetzt jedoch hat die dreimalige Leichtathletik- Olympiasiegerin Marion Jones aus den USA nach Angaben der Tageszeitung "Washington Post" zugegeben, vor den Olympischen Spielen 2000 in Sydney mit leistungssteigernden Drogen gedopt zu haben. Das Blatt beruft sich dabei auf einen Brief des ehemaligen Sprintstars an Freunde und Familienmitglieder. Wie es in dem Schreiben heißt, wolle sich Jones heute vor einem Bundesgericht in New York schuldig bekennen, in zwei Fällen gegenüber Untersuchungsbehörden gelogen zu haben. Laut Gesetz droht bei einem Fall von Falschaussage eine längere Haftstrafe. Zudem muss sie mit der Aberkennung ihrer drei Goldmedaillen von Sydney rechnen.

In dem Brief betont die 31-Jährige, von 1999 an zwei Jahre lang illegale Substanzen genommen zu haben, die sie von ihrem Trainer Trevor Graham erhalten habe. Der umstrittene Coach, so die Kalifornierin, habe ihr erklärt, es handele sich um ein Leinsamen-Öl. Jedoch hätte sie misstrauisch werden müssen, als Graham ihr empfohlen habe, das Nahrungsergänzungsmittel geheim zu halten. Außerdem habe sie nach der Einnahme des Präparats eine leistungssteigernde Wirkung gespürt, heißt es in dem Schreiben, deren wesentliche Angaben eine Vertrauensperson gegenüber der "Washington Post" bestätigt hat.

Mehr Lügen als Wahrheiten

"Ich möchte mich für alles entschuldigen. Es tut mir Leid, dass ich alle in vielen Sachen enttäuscht habe", zitiert die Zeitung die Vertrauensperson, der eine Kopie des Briefes vorlag. Persönlich war Jones am Donnerstag nicht zu erreichen. Graham wollte auf Anfrage des Mediums keinen Kommentar abgeben. Jones erwähne in dem Brief zudem, dass sie im Zusammenhang mit einem Scheck über 25.000 Dollar gelogen habe.

Das Geld habe sie zwar 2005 von ihrem ehemaligen Freund und Vater des gemeinsamen Sohnes, Tim Montgomery, bekommen, dies aber gegenüber den Untersuchungsbehörden bestritten. Der ehemalige 100 Meter Weltrekordler Montgomery hatte damals angegeben, die Summe stamme aus dem Verkauf eines Wagens und sei eine Teilrückzahlung an Jones, bei der er sich 50.000 Dollar geliehen habe. In diesem Jahr hatte sich schließlich Montgomery schuldig bekannt, in millionenschwere Bank- Betrüge und Geldwäsche beteiligt gewesen zu sein. Er soll am 1. November verurteilt werden.

"Das ist beängstigend, ich hatte geglaubt, sie ist sauber. Ich bin geschockt", meinte der ehemalige US-Sprinter John Drummond, der in Sydney Olympiasieger mit der 4x100 Meter-Staffel wurde. "Es ist wie der alte Spruch, dass Betrüger niemals gewinnen. Egal, wie glorreich und glamourös die Dinge auch aussehen mögen, letztlich werden sie gefasst und bezahlen ihren Preis. Wir sollten keine Angst vor der Wahrheit haben, es ist traurig, dass es so weit gekommen ist. Solche Sachen schaden der Leichtathletik", so Drummond weiter.

Schon jahrelang unter Verdacht

In der Vergangenheit war Jones immer wieder mit Doping in Verbindung gebracht worden. So stand ihr Name nach amtlichen Angaben auf der Kundenliste des Balco-Unternehmens, das bis zur Aufdeckung 2003 US-Spitzensportler mit Steroiden versorgt hat. Laut des jetzigen Briefes habe Jones damals bei der Befragung durch staatliche Behörden gelogen und Dopingmissbrauch abgestritten, obwohl sie eine ihr präsentierte Probe des Steroids sofort wieder erkannt habe, da sie diese auf Anordnung von Graham benutzt habe. Als Grund für ihre Falschaussage gab sie in dem Schreiben Panik und Selbstschutz für sich und ihren Trainer an.

Im Dezember 2004 eröffnete das Internationale Olympische Komitee (IOC) ein Untersuchungsverfahren gegen Jones wegen Dopings und im Juni 2006 wurde bei den US-Leichtathletikmeisterschaften in ihrer A- Probe Epo nachgewiesen. Da die B-Probe jedoch negativ ausfiel, galt Jones bislang offiziell weiterhin als unschuldig. Ebenfalls 2004 hatte Balco-Gründer Victor Conte im US-Fernsehen ausgesagt, dass Jones vor und während der Spiele in Sydney Stereoide, Wachstumshormone und andere illegale Substanzen genommen habe.

Außerdem, so Conte damals, habe er der Athletin während eines Meetings 2001 gezeigt, wie sie sich Wachstumshormone injiziere. Zudem habe er in Telefonkonferenzen mit Jones und Graham über die Doping- Kur des Leichtathletik-Stars gesprochen. Auf Grund dieser Behauptungen hatte Jones Conte auf 25 Millionen Dollar (17,7 Mio. Euro) verklagt und per richterlicher Anordnung erklären lassen, dass sie niemals verbotene Mittel genommen habe und bei ihr 160 negative Dopingtests durchgeführt worden seien, fünf davon in Sydney. Beide Seiten einigten sich 2005 auf die Zahlung einer nicht genannten Summe."Dieser Prozess hat mich viel Geld gekostet, aber ich habe damals die Wahrheit gesagt und das mache ich jetzt auch", so Conte am Donnerstag. (mit dpa)

Zur Startseite