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© ddp

Doping-Prozess: Claudia Pechstein: Der erste kleine Triumph

Claudia Pechstein freut sich über die Starterlaubnis beim Weltcup, sieht aber auch Schwierigkeiten.

Noch sieht Claudia Pechstein nicht aus wie eine, die kurz vor dem Start steht. Weiße Bluse, schwarzer Pullunder, das ist mittlerweile ihre Standardkleidung geworden vor Gericht und bei Pressekonferenzen. Am Dienstag hat sich Claudia Pechstein zum vorerst letzten Mal in solcher Ausgehkleidung präsentiert. Sie wirkte fast ein bisschen feierlich, als sie in einem Golfhotel in Bad Saarow ihren ersten kleinen Triumph seit langem verkündete: „Nach zehn Monaten ist das die erste positive Nachricht, der erste kleine Sieg in diesem Fall. Ich hoffe, dass ich mit dem Training aus der letzten Zeit meine Leistung zeigen kann“, sagte die Eisschnellläuferin. Ihre Leistung darf sie nun wieder der ganzen Welt vorführen, beim 3000-Meter-Rennen im Weltcup in Salt Lake City am Freitag.

Da wird sie zurück in ihre Arbeitskleidung schlüpfen, in den Rennanzug und in Schlittschuhe. So hat es das Schweizer Bundesgericht nach Pechsteins Eilantrag entschieden. „Als ich zum Training gefahren bin, lief im Radio als Sensationsmeldung, dass ich wieder laufen kann“, erzählte sie, „da war ich ganz für mich alleine, eine Träne ist mir da schon runter gelaufen.“ Für einen Moment sei die Last von ihren Schultern gefallen. Lange habe dieser Moment jedoch nicht gehalten, dann sei die Last wieder da gewesen.

Zehn Monate hat sie keinen Wettkampf bestritten, seitdem sie der internationale Verband wegen des Dopingvorwurfs ausgesperrt hat. „Ich weiß gar nicht, wo ich stehe.“ Es ist die letzte Chance für Pechstein, sich für die Olympischen Spiele im Februar in Vancouver zu qualifizieren, damit hat sie ihre Starterlaubnis in Salt Lake City erwirkt. Am Mittwoch wird sie einen Flieger besteigen, „ich hoffe, dass ich einen guten Platz im Flugzeug bekomme“.

Endkampfchance lautet die Vorgabe des Deutschen Olympischen Sportbundes für eine Olympianominierung, und diese Endkampfchance hätte sie sicher nachgewiesen, wenn sie in Salt Lake City mindestens Achte wird. Das Rennen werde sie offensiv angehen, allerdings nicht auf Weltrekordjagd, „sonst stehe ich dann gleich wieder Dopingverdacht“, sagte sie. Gemeinsam mit ihren Anwälten wird Pechstein nun auch noch überlegen, ob sie ihren Antrag beim Bundesgericht nicht noch ausweitet und auch noch über 1500 Meter eine Starterlaubnis zu erwirken versucht.

Bei ihrer sportlichen Vorbreitung hat Pechstein ein bisschen improvisieren müssen. Seitdem der Internationale Sportgerichtshof Cas im November sein Urteil gegen sie verkündet hat, gehört Pechstein nicht mehr zur Nationalmannschaft und darf auch keine Leistungen des Olympiastützpunkts mehr in Anspruch nehmen wie zum Beispiel Physiotherapie. „Ich war erst gestern Abend bei meinem Klub, den Eisbären, die haben auch einen guten Physiotherapeuten“, sagte sie.

In Salt Lake City, wo sie 2002 Olympiasiegerin wurde, wird sie neben ihren Kolleginnen sicher auch Dopingkontrolleure treffen. Ob sie selbst versucht, durch besondere Blutkontrollen Indizien für ihre Unschuld zu sammeln? „Ich stehe nach wie vor für Kontrollen bereit“, sagte sie, „aber ich denke, ich habe schon so viele Beweise gesammelt, irgendwann muss es auch mal gut sein. Mittlerweile weiß die ganze Welt, welche Blutwerte ich habe.“

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