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Winokurow

© dpa

Doping: „Was soll ich untersuchen?“

Astana-Chef Biver über neue Vorwürfe gegen sein Team, den Favoriten Winokurow und den Berater Godefroot.

Herr Biver, mit Jörg Jaksche hat ein aktiver Fahrer ausgesagt und das Team Astana beschuldigt. Wie reagieren Sie darauf?

Gar nicht. Denn es ist so leicht, Gerüchte in die Welt zu setzen. Wenn Jörg Jaksche mehrere Tausend Euro bekommt für einen netten Artikel im „Spiegel“, dann fehlt mir da die Objektivität. Zumal er selber jahrelang von dem System profitiert hat und jetzt in die Suppe spuckt.

Sie werden also nicht juristisch gegen Jaksche vorgehen?

Wir haben Wichtigeres zu tun.

Zum Beispiel müssen Sie in Sachen Doping für Aufklärung sorgen. Wird es denn eine interne Untersuchung geben, um zu klären, ob an den Vorwürfen etwas dran ist?

Warum, was soll ich untersuchen? Wir sind ein komplett neues Team und ich bin seit 1. Januar 2007 verantwortlich. Was vorher war, kann ich nicht sagen.

Trotzdem gibt es gegen zwei Ihrer aktuellen Fahrer, Eddy Mazzoleni und Matthias Kessler, Dopingvorwürfe. Haben Sie keine Bedenken, die Starterlaubnis für die am Sonnabend beginnende Tour der France doch noch zu verlieren? Schließlich wird ein Team automatisch für vier Wochen gesperrt, wenn bei einem Team mehr als drei Fahrer unter Dopingverdacht stehen.

Mich interessieren keine Gerüchte, sondern nur Beweise und die liegen noch nicht vor. Ich warte bei Matthias Kessler die Resultate ab und wage da keine Prognose. Außerdem ermittelt der Radsport- Weltverband UCI nicht gegen Eddy Mazzoleni. Also, wovor soll ich denn Angst haben?

Vielleicht haben Sie ja Angst davor, dass sich andere Radteams gegen Sie verbünden und Druck ausüben, Ihr Team bei der Tour nicht starten zu lassen. Immerhin gibt es auch seit langem Verdächtigungen gegen Ihren Fahrer Alexander Winokurow, den Favoriten auf den Toursieg.

Ich habe absolut keine Angst. Jedes Team sollte sich an seine eigene Nase fassen und Selbstkritik üben. Wir haben genau dieselben Kontrollen und Maßnahmen gegen Doping ergriffen wie alle anderen Teams auch, warum sollten wir jetzt verurteilt werden, bloß weil wir die besten Fahrer haben? Und mit Winokurow habe ich gesprochen.

Und, hat er Ihnen versichert, nicht gedopt zu haben?

Er hat genau wie viele andere Fahrer auch das UCI-Kommunique (in dem Fahrer versichern, in keine Dopingaffäre verwickelt zu sein, Anm. d. R.) unterschrieben. Deshalb glaube ich ihm.

Sie sind also nicht bereit, über die von der UCI vorgeschriebenen Maßnahmen und Vorschriften hinaus etwas gegen Doping zu tun? So wie es das dänische Team CSC tut, indem es die Blutwerte seiner Fahrer veröffentlicht und so nachvollziehbar macht, wer manipuliert hat und wer nicht?

Die Kontrollen sind vor allem Aufgabe der UCI. Außerdem haben wir die Welt-Anti-Doping-Agentur, die nationalen Anti-Doping-Agenturen und das Kommuniqué der UCI, auch interne Kontrollen haben wir. Was sollen wir noch machen? Ich kann nicht mehr tun. Und so etwas wie es CSC macht, wird es bei uns nicht geben, weil das schon die ärztliche Schweigepflicht verbietet.

Aber es wäre möglich mit der Zustimmung der Fahrer.

Bei uns wird es so etwas nur geben, wenn es die UCI vorschreibt.

Auch gegen Walter Godefroot gibt es immer wieder Anschuldigungen. Und der ist bei Ihrem Team als Berater unter Vertrag. Wie gehen Sie damit um?

Walter Godefroot sollte bei uns kein Sportlicher Leiter oder etwas ähnliches sein, er war Berater und sollte die technischen Strukturen in unserem neuen Team helfen aufzubauen. Das hat er getan. Jetzt haben wir keinen Bedarf mehr für ihn.

Walter Godefroot ist kein Berater mehr von Ihnen? Wird er also nicht bei der Tour dabei sein?

Er wird nicht dabei sein und das war auch nicht geplant. Er hatte einen Kontrakt bis Juli 2007. Und seine Arbeit hat er erledigt.

– Das Gespräch führte Christian Tretbar.

Marc Biver, 55, war früher Direktor der Tour de Suisse. Seit einigen Monaten ist der gebürtige Luxemburger Chef des Rennstalls Astana, der zu den Favoriten bei der Tour de France zählt.

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