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© dpa

Eishockey: Dopingexperte Franke fordert Annulierung des Eisbären-Spiels

Deutschlands berühmtester Dopingfahnder Werner Franke kritisiert, dass Eishockey-Nationalspieler Busch bei dem Playoff-Spiel der Eisbären eingesetzt wurde. Das Spiel müsse annulliert werden. Das Verhalten des Deutschen Eishockey Bundes hält Franke für scheinheilig.

Dopinggegner Werner Franke hat eine mindestens halbjährige Sperre für Eishockey-Nationalspieler Florian Busch von den Eisbären Berlin gefordert und eine Annullierung des letzten Playoff-Spiels um die deutsche Meisterschaft verlangt. Dort hatte Busch am Sonntag mit dem 2:1-Siegtor gegen die Kölner Haie den dritten Meistertitel der Eisbären perfekt gemacht. Der 23-Jährige hatte am 6. März zunächst eine Dopingprobe verweigert und erst nach einigen Stunden nachgeholt.

"Er hätte gar nicht mehr spielen dürfen. Mit dem Bekanntgeben der A-Probe tritt die Sperre ein. In jeder anderen Sportart wäre Schluss gewesen", sagte Franke dem Internet-Anbieter "Sport 1" und bewertete den Vorfall als "ganz klares Dopingvergehen". "Da gibt es überhaupt keine Diskussion". Das zuständige Gremium des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) hatte eine Verwarnung ausgesprochen und Geldstrafe von 5000 Euro verhängt. Begründet hat der Bund diesen Schritt damit, dass Busch kein Dopingsünder sei.

Die Probe um die entscheidenden Stunden verzögert

Franke äußerte scharfe Kritik an dem Urteil. "Die Frage ist, was man ihm anerkennt oder glaubhaft findet. Das Unterste wäre ein halbes Jahr. Das ist dann aber schon günstig", meinte er zur Dauer einer Sperre. Die momentane Diskussion bewertete Franke als scheinheilig. "Dafür, eine Probe zu verweigern, gibt es nur einen Grund: Man muss noch ein paar Stunden warten", sagte der Heidelberger Molekularbiologe. "Wenn sich der Kontrolleur überreden lässt, später noch mal zu kommen, sind das genau die entscheidenden Stunden, in denen man was verdecken kann. Oder in denen man die Werte durch natürliche Ausscheidungsvorgänge unterhalb der Erfassungsgrenze kriegt."

Der DEB hatte dagegen betont, die Analyse der negativ ausgefallenen Probe habe klar belegt, dass Busch keine dopingverschleiernden Mittel eingenommen habe. Zudem habe es die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) abgelehnt, nach der Weigerung und dem Sinneswandel von Busch eine Probe nehmen zu lassen. Weil der DEB die Probe selbst beauftragt habe, sei es zu der Verzögerung gekommen. Die NADA lehnte das Urteil ebenfalls ab und will die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) informieren.

Doping bringe auch im Eishockey etwas, meinte Franke: "Aber volles Rohr. Erstens mal beim Kraftaufbau wie in anderen Sportarten auch. Dann aber insbesondere im letzten Drittel, da sind Aufputschmittel weit verbreitet." Der frühere WADA-Chef Richard Pound hatte vor einigen Jahren erklärt, viele Spieler der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL würden verbotene Mittel benutzen. (stb/dpa)

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