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Doping

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Fußball: DFB forciert Dopingkontrollen

Der Deutsche Fußball-Bund will das schmutzige Thema Doping nicht mehr nur mit spitzen Fingern anfassen. "Der Fußball kann keine Sonderbehandlung beanspruchen", erklärte Wilfried Kindermann nach dem ersten Anti-Doping-Seminar des DFB.

Bisher hatte sich der mit fast 6,5 Millionen Mitgliedern größte Sportfachverband der Welt gerne auf sein Saubermann-Image zurückgezogen. "Wir sind es der Öffentlichkeit schuldig, Trainingskontrollen durchzuführen, um glaubwürdig zu sein", erklärte der Chefmediziner der deutschen Olympia-Mannschaft und frühere Nationalmannschafts-Arzt den Wandel, der auch eine verschärfte Meldepflicht für die Kicker beinhaltet.

Deshalb wird der DFB zusammen mit der Nationalen Anti-Doping- Agentur Nada und der Deutschen Fußball Liga (DFL) ein Konzept für Trainingskontrollen entwickeln. Zwar hat der DFB im Jahr 2006 886 Wettkampfkontrollen durchgeführt. Die lediglich 87 unangemeldeten Trainingskontrollen hatte nicht nur der Heidelberger Doping-Experte Werner Franke als "lächerlich" bezeichnet. Wie viele es in Zukunft sein werden, konnte Kindermann noch nicht sagen: "Ich gehe aber davon aus, dass die Trainingskontrollen spätestens in der Winterpause greifen." Die Kosten übernehme der DFB, der bei diesem Thema im Clinch mit der NADA gelegen hatte.

Spieler müssen sich bei der Kontrollstelle abmelden

Selbst ein Oliver Kahn beim Liebesurlaub in St. Tropez - wie es die Zeitschrift "Sportbild" plakativ dargestellt hat - muss sich künftig bei der Kontrollstelle abmelden. Bisher informierten nur die 36 Profi-Clubs die NADA über die Trainingszeiten und -Quartiere ihrer Teams. "Das wird sicher bei einigen Schwierigkeiten geben", befürchtet Kindermann. Ein Vorreiter in Sachen unangemeldeter Tests ist der DFB nicht: Kontrollarzt Jens Kleinefeld sagte bei der Pressekonferenz, dass diese in anderen europäischen Ländern wie Italien und Belgien regelmäßig durchgeführt werden.

Seit 1988 gab es nur 16 prositive Tests im Verbandsgebiet des DFB, der dies vor allem auf leichtfertigen Medikamentenmissbrauch zurückzuführt. "Der Fußball darf sich deshalb aber nicht selbstzufrieden zurücklehnen, weil auch er keine dopingfreie Zone ist", sagte Kindermann. Von der Mär, die so manche Trainer gerne verbreiten, dass Doping im Fußball nichts bringe, will er nichts wissen. "Im Fußball ist Doping weniger erfolgreich als in anderen Sportarten. Dabei will ich nicht sagen, dass der Fußballer der bessere Mensch ist. Der Fußballer hat hier nur mehr Glück", erklärte der 66 Jahre alte Mediziner von der Universität Saarbrücken.

Neurures Anschuldigungen nicht ausschlaggebend

Vor 20 Jahren, räumte Kindermann ein, hätte er "sehr viel öfter" die Hand für die Profis ins Feuer gelegt. Die Einnahme von Schmerzmitteln wie Aspirin sei übrigens sehr verbreitet, "aber die Dopingliste kann ja keine Drogenliste sein". Welche unerlaubte Substanzen in der populärsten Ballsportart Wirkung zeigen können, veranschaulichte Hans Geyer vom Institut für Präventive Dopingforschung an der Deutschen Sporthochschule Köln im ARD-Morgenmagazin: "Stimulanzien für Konzentrationsfähigkeit und Aggressivität, Epo für Ausdauer und Anabolika zur Beschleunigung der Regeneration."

Dass sich der DFB erst seit den Anschuldigungen von Ex-Bundesliga-Trainer Peter Neururer, wonach in den 70er und 80er Jahren ordentlich Captagon geschluckt wurde, mehr mit dem Thema Doping beschäftige, wies Pressesprecher Harald Stenger von sich: Das Präsidium habe schon vorher zu diesem Thema getagt.

Ulrike John[dpa]

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