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Kommentar: Schwerverbrecher mit Spritzen

Friedhard Teuffel wundert sich über den Doping-Verfolgungswahn in Österreich, wo Doper für mindestens drei Jahre ins Gefängnis sollen.

Eine Wandlungsgeschichte aus der Welt des Sports: Bei der Dopingbekämpfung war Österreich bislang nicht durch Verfolgungswahn aufgefallen. Es wurde gespritzt und geschluckt wie überall auf der Welt, so ist der Sport eben. Doch ein paar Skandale später holt nun die österreichische Regierung die ganz große Keule raus. Ab in den Kerker mit Dopern. Schwerer Betrug sei das, also sperrt sie weg für drei Jahre, in besonders schlimmen Fällen sogar für ein ganzes Jahrzehnt. Auf einmal wird aus Österreich die Speerspitze der Dopingbekämpfung, das neue Reinheitsgebot des Sports soll aus Österreich kommen.

Weil inzwischen etwa im Radsport jeder weiß, dass Doping Geschäftsgrundlage ist, fällt jedoch die Suche nach den Betrogenen schwer. Der Zuschauer muss genauso wie der Veranstalter und Sponsor wissen, was ihm da an körperlicher Leistungsfähigkeit vorgegaukelt wird. Soll man die Blauäugigkeit von Unternehmen auch noch mit staatlicher Gewalt rächen?

Schwer zu sagen, was die stärkere Triebkraft hinter dem Gesetzentwurf ist, Hilflosigkeit oder Populismus. Die wuchtigste Abschreckung nützt nichts, solange es Substanzen und Methoden gibt, die nicht entdeckt werden können. Und wer dem Sport den letzten Rest Idylle erhalten will, darf nicht mit Handschellen kommen und seine gefallenen Helden nur noch als Schwerkriminelle behandeln.

Aus dem Entwurf trieft auch die kindliche Enttäuschung, von einstigen Idolen hinters Licht geführt worden zu sein. Schwerer Betrug ist Doping eben nur, wenn man die Empörung der gutgläubigen Fans noch potenziert hineinrechnet.

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