zum Hauptinhalt
Doping

© ddp

Leichtathletik: Prokop will Doping-Länder ausschließen

Leichtathletik-Verbandspräsident Prokop will künftig Verbände von internationalen Wettbewerben ausschließen, die zu Hause zu lax mit Dopingkontrollen ihrer Athleten umgehen. Erst dann würden einzelne Staaten Geld in Kontrollsysteme investieren, so Prokop.

Länder, die Mindeststandards im Anti-Doping-Kampf nicht erfüllen, sollten nach Ansicht von DLV-Präsident Clemens Prokop von Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften ausgeschlossen werden können. "Um eine weltweite Chancengleichheit zu erreichen, müssten die Internationalen Sportverbände und das Internationale Olympische Komitee Mindeststandards für die Anzahl und Dichte von Doping-Kontrollen erlassen", erklärte der Chef des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) im Vorfeld der WM in Osaka. Erfüllten Länder diese Anforderungen nicht, "dürften sie nicht an internationalen Meisterschaften teilnehmen".

Sportorganisationen in Afrika oder Asien seien wirtschaftlich überfordert, allein wirkungsvolle Kontrollsysteme zu schaffen. Wenn jedoch diese Standards Voraussetzung für eine Teilnahme an sportlichen Großveranstaltungen wären, würden auch die Regierungen aktiv werden müssen. "Es gibt nur den Weg über diesen Ansatz", meinte Prokop, der jedoch in puncto Umsetzung Zweifel hegt. "Dies würde entsprechende Entscheidungen vom IOC und den Verbänden erfordern. Der Mut dazu ist nicht feststellbar."

"Jeder weiß, dass kontrolliert wird"

Bei den elften Weltmeisterschaften von Samstag bis zum 2. September in Osaka erwartet er "realistisch gesehen" keine große Anzahl positiver Kontrollen. "Jeder weiß, dass er kontrolliert wird, und die Nachweiszeiten sind bekannt", meinte Prokop. Mit 1000 geplanten Tests bei der WM ist das Anti-Doping-Programm der IAAF so umfangreich wie nie zuvor. Schon vor der WM hat der Weltverband, der in diesem Jahr rund 2,1 Millionen Euro in sein Kontrollsystem investiert, 1000 von insgesamt 3000 geplantenTest durchgeführt. "Die IAAF ist für 'Null Toleranz' bei Doping. Es ist eine Haltung, die wir eingenommen haben, mit der wir viele Jahre allein waren", erklärte IAAF-Präsident Lamine Diack. Bei der WM 2005 in Helsinki waren 886 Kontrollen veranlasst und bei Wettkampftests nur eine indischen Diskuswerferin und ein ukrainischer Hammerwerfer erwischt worden.

Dass sich die IAAF im Schatten des Doping-Desasters im Radsport nicht verstecken sollte, zeigten die schon vor dem Titelkampf in Japan aus dem Verkehr gezogene Leichtathleten. So wurden die Slowenin Jolanda Ceplak (800 Meter), der marokkanische 1500-m-Läufer Adil Kaouch, Hammerwurf-Weltrekordlerin Tatjana Lysenko (Russland) sowie die Bulgarinnen Wenelina Wenewa, EM-Zweite im Hochsprung, und 400-m-Europameisterin Wanja Stambolowa positiv getestet.

Ein konsequentes Engagement im Kampf gegen Doping ist im übrigen nicht nur honorig, sondern wird wie im Fall des DLV sogar ökonomisch honoriert. "Wir haben 2007 im Sponsorenaufkommen ein Rekordjahr und haben die berechtigte Aussicht, dies 2008 noch zu übertreffen", sagte Prokop. Insgesamt hat der DLV mit rund 15 Sponsoren Verträge abschließen können. Hinzu kommt der Multi-Millionen-Vertrag mit dem US-Ausrüster Nike, der bis Ende 2012 läuft. "Unser konsequenter und mit großer Transparenz geführter Anti-Doping-Kampf wird von der Wirtschaft gewürdigt", meinte der 50-jährige Amtsrichter. (mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false