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Rad-WM: Freie Fahrt für Doper

Lücken und Pannen prägen die Rad-WM. In Italien gerät die UCI immer stärker in die Kritik.

Der Bund Deutscher Radfahrer hatte immerhin eines geschafft: für weltweite Belustigung zu sorgen. Den Funktionären des BDR war es nicht gelungen, eine simple Internet-Anmeldung durchzuführen. Die für das Straßenrennen der Frauen vorgesehene Sarah Düster erhielt wegen dieses Fehlers keine Starterlaubnis. Leistungssport-Direktor Burckhard Bremer übernahm erst mannhaft die Verantwortung und bot seinen Rücktritt an. Tags darauf sagte aber Delegationsleiter Udo Sprenger: „Das war nicht so gemeint.“ Der 62 Jahre alte Bremer will bis zum Renteneintritt beim BDR angestellt bleiben – komme, was da wolle. Immerhin gelang es seiner Abteilung, alle neun männlichen Starter für das Hauptrennen am Sonntag aufzustellen. Bei den Frauen waren lediglich sechs Namen anzugeben.

André Greipel, Radprofi aus Rostock, traute trotz erhaltener Startnummer dem Frieden nicht. Der Sprinter platzierte sich gleich in der ersten Ausreißergruppe. Er mag gedacht haben: Wenn ich gleich vorn fahre und immer im Bild bin, traut sich niemand, mich aus dem Rennen zu nehmen. Eigentlich war der Sprinter eine Option fürs Finale. Durch seine frühe Mitarbeit in einer Außenseiter-Fluchtgruppe nahm er der deutschen Truppe aber diese Möglichkeit. Aber sportliche Fragen sollten beim WM-Straßenrennen am Sonntag, das der Australier Cadel Evans überraschend gewann, sowieso nur am Rande stehen. Evans, bei der Tour de France schon zwei Mal Zweiter und zuletzt bei der Vuelta Dritter, hatte aus einer neunköpfigen Spitzengruppe am letzten Anstieg attackiert.

Aber auch abseits der Straße gab es heftige Attacken. So redeten am Sonntag italienische Journalisten heftig auf den Sprecher des Weltverbandes UCI, Enrico Carpani, ein. Sie beschwerten sich, dass die UCI mit zweierlei Maß messe. Italiener wie Ivan Basso werden von der UCI bestraft. Der Spanier Valverde aber darf antreten, obwohl erwiesen ist, dass er Kunde von Dopingarzt Fuentes ist. Carpani wehrte die Attacken mit beiden Händen ab und meinte: „Wir wollen keine zweite Niederlage. Zur WM in Stuttgart hatten wir ein Startverbot für Valverde ausgesprochen. Der Sportgerichtshof erlaubte ihm aber zu starten.“

Der von Carpani als „heiße Kartoffel“ bezeichnete Spanier zog derweil unbehelligt Runde um Runde, fiel aber am Schlussanstieg zurück. Valverde durfte sogar in der Gewissheit fahren, dass Doping trotz des eingeführten Blutpasses möglich wäre. „Wir können Doping während des Wettkampfes ohne positive Probe noch nicht erkennen“, gestand die Antidopingbeauftrage der UCI, Anne Gripper, dem dänischen Fernsehen. Wegen der physiologischen Veränderung des Körpers bei Wettkämpfen würden nur die bei Trainingskontrollen erhobenen Daten ins Blutpass-Programm der UCI einfließen. Doper müssen also nur beim Training aufpassen, nicht aber bei einer Rad-WM.

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