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Unter Doping-Verdacht: Evi Sachenbacher-Stehle.

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Update

Dopingverdacht bestätigt: Durchsuchungen im Fall Sachenbacher-Stehle

Der Deutsche Olympische Sportbund hat Evi Sachenbacher-Stehle wegen eines positiven Doping-Tests aus dem Team ausgeschlossen. Wie jetzt bestätigt wurde, sind Wohnung und Trainingsort der Biathletin bereits durchsucht worden.

Die Wohnung der Biathletin und der Bundesstützpunkt Ruhpolding seien von Beamten des Landeskriminalamtes Bayern durchsucht worden, teilte Vesper auf der Bilanzpressekonferenz des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) am Samstag in Sotschi mit. Die Staatsanwaltschaft München sei bereits am Freitag tätig geworden, habe aber nichts Verdächtiges gefunden.

Evi Sachenbacher-Stehle ist bei den Winterspielen in Sotschi positiv auf das Stimulanzmittel Methylhexanamin getestet worden, was der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am Freitag in einer Mitteilung bestätigte. Sowohl die A- wie auch die B-Probe seien positiv ausgefallen. Die 33-Jährige aus Reit im Winkl sei aus dem deutschen Olympia-Team ausgeschlossen worden und bereits aus Sotschi abgereist. Sachenbacher-Stehle selbst hatte kurz zuvor den positiven Dopingtest bestätigt. In einem Statement, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, schrieb sie am Freitag „vom schlimmsten Albtraum, den man sich vorstellen kann“, unterstrich aber: "Ich kann im Moment allen Beteiligten nur ausdrücklich versichern, dass ich zu keinem Zeitpunkt bewusst verbotene Substanzen zu mir genommen habe und alles daran setzen werde, diese Sache lückenlos aufzuklären.“

Sachenbacher-Stehle führt den positiven Test auf die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln zurück. „Ich kann mir überhaupt nicht erklären, wie es zu der positiven Probe gekommen ist“, sagte sie. Entsprechende Athleten-Nahrung habe sie im Labor vorher überprüfen beziehungsweise „mir die Unbedenklichkeit von den Herstellern bestätigen lassen“, um auf der sicheren Seite zu sein.

2006 in Turin wurde Sachenbacher-Stehle mit einer Schutzsperre belegt

Beim DOSB war die Stimmung am Freitag im Keller, dabei wollte Präsident Alfons Hörmann einen Tage später öffentlich ein positives Fazit der Spiele für das deutsche Team ziehen. Das dürfte nun auf dieser Veranstaltung zu einem ziemlich anspruchsvollen Vorhaben werden. Hörmann sagte zwar: „Es ändert jetzt aus meinem Verständnis nichts an der Olympia-Bilanz, weil in dem Fall eine Athletin betroffen ist, die keine Medaille gewonnen hatte.“ Hörmann sagte aber auch: „Das wir uns dieses Thema alle erspart hätten, ist völlig klar.“ Biathlon-Cheftrainer Uwe Müssiggang erklärte: "Es soll sich um ein Nahrungsergänzungsmittel handeln, das keinerlei leistungsfördernde Wirkung hat. Wir weisen die Mädels immer wieder darauf hin, dass sie so etwas nicht nehmen sollen. Was mich so ärgert, ist die Dummheit."

"Was mich so ärgert, ist die Dummheit", sagte Trainer Müssiggang

Evi Sachenbacher-Stehle ist bereits schon mal in ihrer Karriere mit einem Doping-Verdacht in Berührung gekommen. Vor den Winterspielen von Turin wurde sie wegen erhöhter Blutwerte mit einer fünftägigen Schutzsperre belegt und verpasste ihr erstes Rennen. Unter Tränen sagte sie, dass sie sich das „absolut nicht“ erklären könne. Damals startete sie aber noch im Langlauf und gewann mit der Staffel Silber. Die Bayerin hatte versichert, dass ihre Hämoglobinwerte in der Höhe abnormal ansteigen würde und dies belegende Gutachten anfertigen lassen.

Der Fall Evi Sachenbacher-Stehle wäre der erste Dopingfall bei den laufenden Spielen von Russland. Bis jetzt gab es bei Winterspielen nur einen positiven Test eines deutschen Sportlers, dem Eishockeyspieler Alois Schloder wurde 1972 die Einnahme des Stimulanzmittels Ephedrin nachgewiesen, es stellte sich aber heraus, dass er ein Dopingopfer war. Schloder wurde voll rehabilitiert. Millerweile ist der 206-malige Nationalspieler sogar in die "Hall of Fame" des Eishockeyweltverbandes aufgenommen worden.

Im Massenstartrennen wurde die Bayerin Vierte

2002 hatte Evi Sachenbacher-Stehle mit der Langlaufstaffel Gold gewonnen, in Vancouver gelang ihr das vier Jahre später noch mal im Teamsprint. 2012 wechselte sie zum Biathlon, dort konnte sich die Bayerin zuletzt steigern – auch wenn ihre Schwächen beim Schießen oft gute Platzierungen verhinderten. Insofern war der fehlerfreie Auftritt beim Massenstart von Krasnaja Poljana ein großer Erfolg für sie. Am Donnerstag hatte Bundestrainer Gerald Hönig den Verzicht auf Sachenbacher-Stehle für die Staffel noch sportlich begründet: „Evi hatte die meisten Rennen und in der Mixed-Staffel Probleme sich zu konzentrieren.“ Alle Resultate von Sachenbacher-Stehle wurden vom IOC am Samstag offiziell aus den Ergebnislisten gelöscht.

Nach der Nichtnominierung hatte Evi Sachenbacher-Stehle noch an ihre Fans im Internet geschrieben: „Ich werde am Streckenrand beim Anfeuern alles geben." Dazu kam es dann nicht für die in ihrer Heimat Reit im Winkl sehr beliebte Sportlerin, die ihre Auftritte vor Fernsehkameras meist dauerlächelnd absolviert. Ihr nahe stehende Kollegen beschreiben die 33 Jahre alte Bayerin als einen Menschen mit sehr positiver Lebenseinstellung. (mit dpa)

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