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DOPPELPASS Österreich vs. Schweiz: IM ZUG ZURÜCK KEIN BÖSES WORT

Hallo Marco, schade, dass es die Schweiz so früh aus dem Turnier gespült hat. Ich scheine eurer Nati kein Glück zu bringen.

Hallo Marco,

schade, dass es die Schweiz so früh aus dem Turnier gespült hat. Ich scheine eurer Nati kein Glück zu bringen. Dennoch hat es mich sehr gefreut, das Spiel gegen die Türkei live in Basel miterleben zu dürfen. Die Stimmung im St.-Jakob-Park war top und Inler, Behrami und Co. haben den Türken einen großen Kampf geboten. Vor allem vor der Pause, bei eigentlich irregulären Platzverhältnissen, was aber scheinbar niemanden gestört hat. EM-Spiele kann man halt nicht so einfach verschieben und am nächsten Tag weiterspielen.

Erstaunt war ich auch, wie gefasst die Schweizer Fans die Niederlage weggesteckt haben. Kein großes Raunzen im Stadion, und auch im Zug zurück nach Zürich nicht ein böses Wort, als einige enthusiasmierte türkische Fans zur Siegespolonaise durch die Abteile angesetzt haben. Ob das auch in Österreich so relaxed ablaufen würde? Ich bin da eher skeptisch.

Nichts begriffen hat hingegen der „Blick“. Unter dem hochkreativen Titel „Koa Gaudi“ („Kein Spaß“) berichtet das Zürcher Boulevardblatt vom geringen Andrang in den österreichischen Fanzonen. Gleichzeitig werden ähnliche Symptome in der Schweiz verschwiegen und in (bezahlten?) Jubelartikeln Gratisstehplätze in den Public-Viewing-Arenen der UBS-Bank angepriesen. Einmal abgesehen davon, dass es mir durchaus recht ist, wenn diese Kommerzzonen leer bleiben und die Fans ihr Bier in unserer gemütlichen EM-Lounge im Wiener WUK trinken: Die EM sollte eigentlich dazu beitragen, dieses schwindlige Konkurrenzdenken zu überwinden. Manche werden es aber vermutlich nie lernen.

Ich bin erst seit wenigen Stunden wieder im Land und schreibe Dir aus dem „Europameister“, einem antiquierten Gemeinschaftssonderzug von ÖBB und SBB, der mich zurück nach Wien bringt. Ob der Name des Zugs ein gutes Omen ist? Selbst wenn es mit dem Titel für uns nicht klappt: Ein belangloses Freundschaftsspiel wird das letzte Gruppemspiel gegen unsere heiß geliebten Nachbarn bestimmt nicht, dafür haben wir die EM schließlich nicht ausgerichtet.

Bis bald,

Reinhard

Marco Durisch (Schweizer Fußballmagazin „Zwölf“) und Reinhard Krennhuber (Österreichs Fußballmagazin „Ballesterer“) stehen hier im Briefwechsel.

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