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DOPPELPASS Österreich vs. Schweiz: Ottmar, erlöse uns vom Orange!

Ciao Reinhard, ich befinde mich noch immer im Schockzustand über das Ausscheiden der Portugiesen. Ich werde mir wohl oder übel wieder ein neues Team suchen müssen.

Ciao Reinhard,

ich befinde mich noch immer im Schockzustand über das Ausscheiden der Portugiesen. Ich werde mir wohl oder übel wieder ein neues Team suchen müssen. Es ist dies ja das Dilemma fast jedes Schweizer Fans bei Großturnieren: Man braucht zwecks Aufrechterhaltung der Spannung neben der Nati noch eine Geliebte. Mitunter – insbesondere bei Leuten, die in der schweizerischen Fußballfinsternis der 70er- und 80er-Jahre die Liebe zum Spiel fanden – ist die Zweitbeziehung fast noch intensiver als die zur eigenen Mannschaft. Die Präferenzen haben sich im Laufe der Jahre gewandelt. So kann ich mich noch lebhaft an die Zeiten erinnern, als sich die Schweizer mit Vorliebe auf die Seite der Italiener geschlagen haben. Das schweizerische Italien-Fantum ist seit einigen Turnieren indes vorbei; die Squadra Azzurra ist mittlerweile in der Schweiz in etwa so beliebt wie, sagen wir mal, die Deutschen. Bei dieser EM sieht man dieser Tage etliche Schweizer Anhänger im orangen Overall. In Bern, wo die Holländer Rambazamba gemacht haben, ist die Einwohnerschaft fast in corpore zur Van-Basten-Truppe übergelaufen. Mit irgendwas müssen sich die Schweizer Fans schließlich beschäftigen. Es können ja nicht alle dem „Blick“ Leserbriefe schreiben, in denen sie sich über Marco Strellers Rücktritt vom Rücktritt beschweren. Strellers neueste Ankündigung ist wie schon seine ursprüngliche Rücktrittserklärung kurz vor der EM wiederum zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt erfolgt. Mit seinem ausbaufähigen Timing hat er es jetzt geschafft, dass sich die Restwut über das Schweizer Ausscheiden auf ihn konzentriert. Doch all das wird in Kürze Schnee von gestern sein. Denn bald wird Messias Ottmar auf der Matte stehen. Bis dahin trösten wir uns halt mit den Holländern. Oder den Spaniern. Oder vielleicht mit den Italienern.

Grüße aus der Schweiz,

Marco

Marco Durisch (Schweizer Fußballmagazin „Zwölf“) und Reinhard Krennhuber (Österreichs Fußballmagazin „Ballesterer“) stehen hier im Briefwechsel.

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