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Schweiz

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Doppelpass: Sie haben Post - aus der Schweiz

Marco Durisch (Schweizer Fußballmagazin „Zwölf“) und Reinhard Krennhuber (Österreichs Fußballmagazin „Ballesterer“) stehen an dieser Stelle im Briefwechsel. Marco macht den Anfang und freut sich auf das zweifellos größte Schweizer Sportereignis der letzten 50 Jahre

Lieber Reinhard, Heute wird es ernst. Das haben in der Schweiz auch die Leute begriffen, die an großen Umfragen teilnehmen. War die Stimmung bei einer Erhebung im Revolverblatt „Blick“ am Donnerstag noch sehr verhalten, war gestern laut einer Gratiszeitung bereits mehr als die halbe Nation so richtig heiß auf das EM-Turnier. Von wegen behäbig. So schnell sind die Schweizer enthusiastisch. Nichts mit „Begeisterungsresistenz“ und „Defiziten im Segment Hormonausschüttung“, wie uns der „Spiegel“ attestiert. Man könnte das Ganze natürlich auch als Stimmungsschwankung auslegen. Gut möglich, dass morgen die Fieberkurve wieder rapide absinken wird. Sicher ist aber, die Schweizer vertagen gerne ihre Entscheidungen. Möglichst lange abwarten und schauen, was die anderen machen. So ist es auch mit der EM. Am Tag vor dem zweifellos größten Schweizer Sportereignis der letzten 50 Jahre musste nun eine Entscheidung her. Wir freuen uns jetzt.

Dabei gab es noch Dämpfer. Liechtenstein wurde zwar souverän mit 3:0 vom Platz gefegt. Offenbar waren aber einige Zuschauer mit der Leistung von Stürmer Marco Streller nicht zufrieden und haben dies auch lautstark geäußert, worauf dieser flugs und zu einem strategisch äußerst günstigen Zeitpunkt seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft nach der Euro bekannt gab. Das zu den Stimmungsschwankungen.

In den Unmengen von Fanartikeln sucht man in der Schweiz übrigens vergeblich nach solchen für Österreicher. Offensichtlich rechnet man einfach nicht damit, dass die jemand kaufen könnte. Schlagzeilen machten hier neben der durch Hicke vertagten Torwart-Entscheidung vor allem die öffentlichen Blumenbeete in Wien, die durch die „Grünraumverteidiger“ aufwendig auf Vordermann gebracht wurden. Die Notdurft verrichtet sich einfach angenehmer in ein frisch geharktes Tulpenbeet. Einen Tipp für den heutigen Abend gebe ich nicht ab. Nur so viel: Die letzten beiden Eröffnungsspiele an großen Turnieren endeten für die Schweiz jeweils mit einem Unentschieden.Um post-europhorische affektive Störungen von vornherein auszuschließen, erwarte ich am besten mal gar nichts.

Grüße aus der Schweiz, Marco

Marco Durisch (Schweizer Fußballmagazin „Zwölf“) und Reinhard Krennhuber (Österreichs Fußballmagazin „Ballesterer“) stehen hier im Briefwechsel

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