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Kuss nach dem Schluss. Kurt Kuschela (hinten) belohnt Peter Kretschmer nach der Goldfahrt. Foto: Reuters

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Sport: Doppelt siegt besser

Erst im Canadier, dann im Kajak: Zwei Kanu-Zweierteams erpaddeln nacheinander GOLDMEDAILLEN.

Hier haben sich zwei gefunden. Erst waren Kurt Kuschela und Peter Kretschmer nur eine schnelle Fahrgemeinschaft, aber nachdem sie so viele Kilometer auf dem Wasser hinter sich gebracht haben, ist daraus mehr geworden. Sportlich gesehen das Größte, was sich erreichen lässt, und zum Persönlichen später. In ihrem Canadier wurden Kuschela und Kretschmer am Donnerstag Olympiasieger. Zu zweit gelang den deutschen Kanufahrern am Donnerstag ohnehin alles. Auch der Zweier-Kajak mit Tina Dietze und Franziska Weber holte Gold.

Der Deutsche Kanu-Verband braucht keine Paartherapie, so viel steht fest. „Wir sind wie ein gutes Ehepaar“, sagte der 20 Jahre alte Peter Kretschmer über sich und seinen drei Jahre älteren Bootspartner. „Wir waren vier Monate fast rund um die Uhr zusammen. In einer Ehe geht man zwischendurch zur Arbeit, bei uns ging das nicht.“ Kretschmer kommt eigentlich aus Schwerin, Kuschela aus Berlin, inzwischen sind die beiden aber auch Nachbarn, sie wohnen im selben Block in Potsdam-West, und ihr gemeinsamer Tag beginnt schon nach dem Frühstück, wenn sie sich zum Paddeln treffen. Mittags essen sie zusammen, abends gehen sie schon mal zusammen ins Kino. Eine Freundin hätten sie beide gerade nicht, „aber wenn wir jetzt mit so viel Euphorie im Körper einen Heiratsantrag annehmen würden, wäre das auch nicht gut“, sagte Kretschmer. „Wir haben uns zwischendurch auch richtig gezankt“, sagte Kuschela und lachte, „ich bin mehr der Ruhige und Kretsche der, der richtig ausrastet.“ Im olympischen Finale aber fanden sie genau zum richtigen Zeitpunkt das richtige Tempo und hängten ihre Konkurrenten auf der 1000-Meter-Strecke durch einen fulminanten Endspurt ab.

„Was für verrückte Jungs“, dachte sich Franziska Weber, als sie die beiden an allen vorbeifahren sah, „da ziehen die ihr Rennen einfach so cool durch“. Wenig später stand sie mit Tina Dietze am Start. Sie fuhren von Beginn der 500 Meter auf dem Dorney Lake in Eton an der Spitze mit und gewannen mit einer Sekunde Vorsprung. „Es war gut, dass wir nicht neben den Ungarinnen und Polinnen auf einer Bahn waren, so konnten wir unser eigenes Rennen fahren“, erzählte Tina Dietze. „Wir haben oft vom perfekten Rennen gesprochen“, sagte Weber, „heute war das ein bisschen mehr.“ Sie saßen auch beide im Vierer-Kajak, der einen Tag zuvor die Silbermedaille gewonnen hatte.

Im Gegensatz zu Kuschela und Kretschmer führen die beiden Kajakfahrerinnen eine Paddel-Fernbeziehung. Weber trainiert in Potsdam, Dietze in Leipzig. Aber auch das war ein Weg zum Erfolg.

Bei den beiden Canadier-Fahrern gibt es inzwischen eine klare Rollenverteilung. „Früher war ich der Käpt’n. Jetzt ist es Peter und ich bin eigentlich nur dafür zuständig, das Boot gerade zu halten“, sagte Kuschela. „Auf jeden Fall sind wir richtig gute Freunde“, sagte er und schaute dabei zu Kretschmer herüber, „eigentlich die besten Freunde, oder?“

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