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Sport: Doppelte Besetzung

Hertha BSC hat in der Abwehr bald einen Überschuss an qualifizierten Arbeitskräften

Von André Görke

und Stefan Hermanns

Berlin. Am Tag danach schmerzte der Knöchel wieder. Aber das sei ganz normal, sagt Denis Lapaczinski. Zumindest glaubt er das zu wissen. Mit den Spätfolgen einer schweren Verletzung hat der fast 21 Jahre alte Verteidiger von Hertha BSC nämlich noch keine Erfahrungen gemacht. Zum Glück muss er sich da auf die Urteile anderer verlassen. Vor knapp sechs Monaten hat sich Lapaczinski im Training den Knöchel im rechten Fuß gebrochen, am Freitag stand er erstmals wieder in offiziellem Auftrag für seinen Arbeitgeber auf dem Fußballplatz. Beim 1:0-Sieg von Herthas Amateuren gegen den Berliner AK spielte Lapaczinski eine Halbzeit lang, seine Auswechslung zur Pause war mit Cheftrainer Huub Stevens abgesprochen. „Wir sind erst mal froh, dass er die Sache unbeschadet überstanden hat“, sagt Dirk Schlegel, der Trainer der Amateure.

Für den Anfang ist das nicht schlecht, aber Lapaczinski hat verständlicherweise andere Ziele. Er will wieder dahin, wo er vor seiner Verletzung war: in Herthas Stammformation. Lapaczinski weiß, dass das schwer wird. Er ist Abwehrspieler, und Herthas Abwehr leidet zurzeit nicht unbedingt an einem Mangel qualifizierter Arbeitskräfte. Ganz im Gegenteil.

Am Samstag, beim 2:0-Sieg gegen den Hamburger SV, rückte Dick van Burik, der Abwehrchef, wieder auf seine angestammte Position zurück. Nach 19 Minuten ersetzte er den Isländer Eyjölfur Sverrisson, der durch eine Muskelverhärtung am Weitermachen gehindert wurde. Herthas Manager Dieter Hoeneß registrierte zwar bei van Burik einige Anfangsschwierigkeiten, aber nach knapp fünf Monaten Spielpause ist das nicht ungewöhnlich. „Nachher hat er sich hervorragend eingefügt“, sagte Hoeneß. Auch Marko Rehmer war lange verletzt. Er hat mehrere Comebackversuche unternommen, doch richtig überzeugend wirkte das nicht – bis zum Spiel gegen den HSV.

Allenfalls vier Planstellen sind in Herthas Abwehr zu besetzen, und wenn alle Kandidaten fit sind, könnte Trainer Stevens jeden Posten mindestens doppelt besetzen: Auf der linken Seite muss sich Michael Hartmann gegen den Brasilianer Nene behaupten. In der Innenverteidigung gibt es mit Dick van Burik, Arne Friedrich, Josip Simunic, Andreas Schmidt und Eyjölfur Sverrisson vier Bewerber für zwei Plätze, und auf der rechten Seite rangelt der U-21-Nationalspieler Lapaczinski mit dem A-Nationalspieler Rehmer um die Erstbesetzung. Hinzu kommt Vertragsamateur Alexander Madlung, der in Zeiten personeller Not sein Debüt in Herthas Verteidigung gab. Beim Uefa-Cup-Spiel gegen Aberdeen in der vorigen Woche durfte der 20-Jährige erstmals bei den Profis mitmachen.

Es ist fast unglaublich, dass Herthas Abwehr auch in der Notbesetzung der letzten Wochen äußerst erfolgreiche Arbeit verrichtet hat. Das Uefa-Cup-Spiel inklusive ist Torhüter Gabor Kiraly jetzt bereits dreimal in Folge ohne Gegentor geblieben. Gemeinsam mit Mönchengladbach, den Bayern und Dortmund stellt Hertha zurzeit die zweitbeste Abwehr der Liga. Eine besondere Anerkennung sprach Manager Dieter Hoeneß Neuzugang Arne Friedrich aus: „Der spielt fehlerlos. So sachlich, so cool.“ Aber Einzelschicksale könnten schon bald keine Rolle mehr spielen. „Die Tatsache, dass man weiß, dass man hinten sehr gut steht – egal in welcher Besetzung“, findet Hoeneß jedenfalls „sehr erfreulich“. Egal in welcher Besetzung – das hört sich nicht so an, als dürften sich Herthas Abwehrspieler in Zukunft selbstzufrieden zurücklehnen.

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