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Sport: Doppelte Niederlage

Die Eisbären unterliegen dem Letzten Duisburg 1:2 und büßen ihre Tabellenführung ein

Von Katrin Schulze

Berlin - Den Duisburger Eishockey-Fans war ein gewisser Hang zur Selbstironie nicht abzusprechen. „Gegen Duisburg kann man mal verlieren“, sangen gestern etwa 30 Anhänger der Füchse im Sportforum Hohenschönhausen – ausgerechnet, nachdem ihre sonst eher selten siegreiche Mannschaft gegen die als Spitzenreiter angetretenen Eisbären überraschend gewonnen hatte. Die Berliner hatten gegen den Tabellenletzten der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) eine ihrer schwächsten Saisonleistungen gezeigt, unterlagen 1:2(0:0, 1:1, 0:0/0:1) nach Penaltyschießen und verloren damit auch ihre Tabellenführung an Verfolger Nürnberg.

Unkonzentriert, nervös und mit wenig Engagement spielten die Berliner gestern. „Wir hatten am Anfang zu wenig Respekt vor Duisburg“, sagte Don Jackson. „Deshalb musste ich nach dem ersten Drittel in der Kabine eine raue Ansprache halten.“ Dabei hätte seine Mannschaft, die ohne den erkrankten Mark Beaufait antrat, eigentlich auch ohne die harten Worte des Trainer motiviert sein müssen. Schließlich war der US-Amerikaner am Sonnabend früher als angekündigt aus den USA zurückgekehrt, nachdem er aus familiären Gründen zwei Spiele gefehlt hatte.

Doch Jacksons Bemühungen wussten die Eisbären nicht zu würdigen. Im Gegenteil: In den ersten 30 Minuten schafften sie es vor 5000 Zuschauern im ausverkauften Sportforum problemlos, sich dem Niveau des Tabellenletzten anzupassen. Mehrere Überzahlspiele ließen die Berliner ungenutzt: Stefan Ustorf, Steve Walker und Tyson Mulock kamen trotz guter Chancen nicht am souveränen Torwart der Füchse vorbei. „Lukas Lang hat uns im Spiel gehalten“, sagte dessen Vater und Trainer Karel Lang nach der Partie.

Lang ist schon der dritte Coach der Füchse in dieser Saison: Zuvor hatten die Verantwortlichen in Duisburg schon die ehemaligen Nationalspieler Dieter Hegen und Peter Draisaitl in den Urlaub geschickt – anders als Jackson auf Seiten der Eisbären durften sie allerdings nicht zurückkehren. Der erneute Trainerwechsel zahlte sich zumindest gestern aus, denn die Füchse konnten sich einige Chancen erarbeiten, da die Berliner Abwehr sich in einem kollektiven Streik zu befinden schien. Zu Beginn des Mittelabschnitts gingen die Gäste durch Daniel Tkaczuk in Führung. „Wir haben einige Unachtsamkeiten gehabt“, sagte Eisbären-Torwart Rob Zepp. „Das sollte gegen Duisburg eigentlich nicht passieren.“

Zwar hatte Jackson sein Team gewarnt, „jeden Gegner der DEL ernst zu nehmen“, doch erst nach der Hälfte der Spielzeit begannen seine Eisbären, einigermaßen konstruktives Eishockey zu spielen – Stefan Ustorf erzielte das erlösend wirkende 1:1. Danach spielten die Berliner druckvoller, konnten aber insgesamt 55 Torschüsse nicht im Duisburger Tor unterbringen. Und so ging eine umkämpfte, zuweilen aber auch äußerst schwache Partie in die Verlängerung, in der – entsprechend dem Spielverlauf – kein Tor fiel. Während im anschließenden Penaltyschießen Steve Walker und Sven Felski für die Eisbären vergaben, erzielte Tkaczuk den entscheidenden Treffer für den Tabellenletzten. Das veranlasste sogar Duisburgs Trainer Lang zu indirekter Kritik am Gegner: „Ich hatte das Gefühl, dass meine Mannschaft den Sieg mehr gewollt hat.“

Dass der mangelnde Wille seiner Mannschaft an seiner Rückkehr lag, bestreitet Jackson. Trotzdem muss sich der Trainer nun die Frage gefallen lassen, warum seine Eisbären ohne ihn zuvor gegen Straubing (6:2) und Augsburg (7:3) wesentlich souveräner auftraten als gestern. „Es ist an mir, die Mannschaft jetzt wieder richtig einzustellen“, sagte er. Und das möglichst schnell. Denn Anfang Februar – in der Pause der DEL – will Jackson wieder zu seiner Familie in die USA fliegen.

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