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Sport: Doppeltes Pech

Schalke verliert gegen Bilbao Spiel und Torhüter.

Es waren nur noch wenige Minuten bis Mitternacht, als Huub Stevens mit zerknautschtem Gesicht seine Statements abgeben durfte. „Eigentlich ist jetzt Schlafenszeit“, knurrte der Trainer des FC Schalke 04, „aber so sind die Regeln.“

Stevens hatte nach dem 2:4 im Viertelfinal-Hinspiel der Europa League gegen Athletic Bilbao die Nase voll und wollte möglichst schnell den Heimweg antreten. Das hatte aber nicht nur mit dem Ergebnis zu tun. Denn die Mannschaft hatte in der Endphase einen Grundsatz seiner Idee vom Fußball vernachlässigt, die wie ein Dogma mit dem Holländer verbunden ist. „Nach dem 2:1 muss man clever sein, das waren wir nicht. Da muss man auch mal zufrieden sein und in der Organisation bleiben“, sagte Stevens.

Organisation ist das Wort, das sich wie ein roter Faden durch die Trainer-Karriere des 58-Jährigen zieht und das von seinen Spielern noch immer nicht vollständig verinnerlicht zu sein scheint. „Wir sind nach der Führung ins offene Messer gerannt. Du brauchst die Cleverness, das Tempo auch mal rauszunehmen“, bestätigte Mittelfeldmotor Jermaine Jones.

Doch auch Stevens war nicht ganz unbeteiligt an der Entwicklung. Der Trainer hatte Marco Höger für Lewis Holtby im Mittelfeld aufgeboten und damit von Beginn an eine defensivere Ausrichtung gewählt. Dennoch spielten die Schalker äußerst druckvoll nach vorn und kamen zu einigen Tormöglichkeiten. Doch Stevens wechselte beim Stand von 1:1 Lewis Holtby und José-Manuel Jurado ein, die beide nicht für ihr ausgefeiltes Defensivverhalten bekannt sind, und gab damit eine noch offensivere Orientierung vor.

Das sollte sich rächen. Zum einen, weil sich nach der Führung die jungen Innenverteidiger Joel Matip und Kyriakos Papadopoulos etwas naiv von der Euphorie der Kollegen vor ihnen anstecken ließen und sich ein ums andere Mal in die Offensive einschalteten. Und zum anderen vernachlässigten die Routiniers wie der im Angriff überragende und zweifache Torschütze Raul oder Jones die Defensiv-Lehre ihres Trainers. Mit diesem Fehlverhalten machten die Schalker ihre eigentlich gute spielerische Leistung unbrauchbar.

Für das Rückspiel in einer Woche in Bilbao „brauchen wir ein Wunder“, sagte Jones. Auch deshalb, weil die Schalker erst einmal einen konkurrenzfähigen Torhüter finden müssen, der in den kommenden Spielen im Tor stehen kann. Timo Hildebrand hatte sich beim ersten Gegentor am Ellenbogen verletzt und fällt mit einer Kapsel- und Bänderverletzung im Arm zumindest für das Spiel am Sonntag bei der TSG Hoffenheim aus. Hildebrand war erst im Oktober 2011 verpflichtet worden, um als Ersatz bei möglichen Verletzungen der etatmäßigen Torhüter Ralf Fährmann und Lars Unnerstall bereit zu stehen.

Zum bereits vierten Keeper in der laufenden Saison, Matthias Schober, dürfte Stevens kaum dauerhaft Vertrauen haben. Der 35-Jährige hatte vor seinem gestrigen Spontaneinsatz zuletzt vor rund drei Jahren ein Pflichtspiel bestreiten müssen und hinterließ in der Schalker Arena nicht den besten Eindruck.

Gestern testete Stevens mit Lukas Räder und Robin Himmelmann zwei Nachwuchskräfte. „Wir müssen schnell mit der Niederlage abschließen und uns auf Hoffenheim konzentrieren“, sagte Klaas-Jan Huntelaar. Die Voraussetzungen dafür sind allerdings alles andere als ideal.

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