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Saubere Sache. Dortmunds Trainer Jürgen Klopp herzt Erik Durm. Foto: dpa

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Dortmund international: Mit Herzinfarktgarantie

In Marseille zeigt der BVB seine zwei Gesichter: oft zu ineffektiv, aber starker Überlebenswille.

Marseille - Als das nervenaufreibende Spektakel abgepfiffen war, packte sich Kevin Großkreutz den Ball und schoss ihn im hohen Bogen auf die Tribüne. Danach machte sich Dortmunds Held auf den Weg, um zu denen zu laufen, mit denen er seine Zeit am liebsten verbringt. Der Ur-Borusse führte den schwarz-gelben Triumphzug an, der in der Dortmunder Fankurve die Nacht zum Tag machte.

Borussia Dortmund hatte die Partie bei Olympique Marseille durch das späte Tor von Großkreutz mit 2:1für sich entschieden und war in das Achtelfinale der Champions League eingezogen. Es war eine ebenso aufregende wie kuriose Begegnung, die keiner vergessen wird, der dabei gewesen ist. Borussia Dortmund ist ganz offensichtlich prädestiniert dafür, erinnerungswürdige Ereignisse zu kreieren, die eine Mixtur von Kopfschütteln und drohendem Herzinfarkt beinhalten. In Überzahl vergab der BVB auf haarsträubende Art eine Vielzahl allerbester Möglichkeiten, um dann kurz vor Toresschluss die am wenigsten erfolgversprechende Chance zu nutzen.

Und so wurde es einer jener unvergesslichen Abende, auf die der Revierklub ein Abonnement zu haben scheint. Schon in der vergangenen Saison war es beim 3:2 gegen Malaga ähnlich dramatisch zugegangen. „Wir hätten das Spiel wesentlich früher entscheiden müssen“, sagte Marco Reus in Marseille. Die Überlebenskünstler lieferten so eine große Show, es folgte eine lange Nacht.„Im Hotel ist sowieso Happy Hour“, sagte Trainer Jürgen Klopp, „da ist ein Bierchen erlaubt.“ Die Steilvorlage interpretierte Kevin Großkreutz zu seinen Gunsten. „Ein, zwei Bierchen dürfen wir heute trinken, und das werde ich mit Sicherheit tun.“Und wenn jemand an diesem denkwürdigen Abend die Berechtigung hatte, über die Stränge zu schlagen, dann war es der Außenverteidiger. Nach dem Ausgleich Marseilles taumelte Dortmund am Abgrund und befand sich Mitte der zweiten Hälfte sogar im freien Fall, als der Konkurrent aus Neapel im Parallelspiel gegen Arsenal in Führung ging.

„Die Anzeigetafel ist ja groß genug“, berichtete Reus, die Spieler wussten somit, was die Stunde geschlagen hatte: „Wir hatten so viele Chancen“, sagte der Stürmer, „und kriegen den Ball nicht rein.“. Hans-Joachim Watzke hasst solch nervenzehrende Szenarien. In Madrid schloss sich Dortmunds Geschäftsführer mal auf dem stillen Örtchen ein, ob er dieses Mal erneut die Flucht antrat, ist nicht überliefert. „Falls er wieder auf der Toilette war“, sagte Klopp gut gelaunt, „hoffe, ich, dass er sich die Hände gewaschen hat. Denn nach dem Spiel haben wir uns lange und heftig umarmt.“

Großkreutz war aber nur ein Held dieses Spiels. Nuri Sahin lief trotz eines Außenbandanrisses auf und spielte überragend. Und wegen der personellen Misere durfte der 18-jährige Verteidiger Marian Sarr bei seinem Profidebüt 90 Minuten in der Champions League ran. Und die absolvierte er stark. Felix Meininghaus

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