zum Hauptinhalt

Dortmund - Schalke: Provokationen und Pöbeleien

Das Revierderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 endet unschön, vor allem weil einige Schalker sich nach dem Sieg nicht beherrschen.

Wie kann man nur so dumm sein? Da hatten sie das Revierderby zwischen Dortmund und Schalke 04 als Risikospiel mit der allerhöchsten Sicherheitsstufe ausgemacht und dann das: Nach dem Abpfiff baute sich Schalkes Torhüter Manuel Neuer vor der mächtigen Südtribüne des BVB-Stadions auf und provozierte die als „Gelbe Wand“ gerühmte größte Stehplatztribüne der Welt mit eindeutigen Triumphgesten. Die Dortmunder Volksseele kochte. Zur Schmach der 0:1-Niederlage gegen den in inniger Abneigung vertrauten Erzrivalen aus Gelsenkirchen kam nun noch die Demütigung durch den besten Schalker Spieler.

Die Verlierer konnten mit der zur Schau gestellten Pose nur schwer umgehen und hatten sichtlich Mühe, die Contenance zu wahren. Als Neuer das Feld verlassen wollte, wurde er von Sebastian Kehl gestellt. Unmissverständlich machte Dortmunds verletzter Kapitän dem Kollegen klar, was er von dessen Verhalten hält. „Dass er da noch hinrennen muss und den Affen macht, das hat er doch gar nicht nötig. Der soll sich freuen, dass er gewonnen hat.“

Kehl war mächtig erbost, Schalkes Kotrainer Bernd Hollerbach musste hinzueilen und als Bodyguard assistieren, um seinem Torwart den Weg in den Umkleideraum zu ebnen. Später berichtete Kehl, BVB-Profi Kevin Großkreutz habe in der Dortmunder Kabine erzählt, Neuer habe ihm auf dem Weg zu den eigenen Fans im Mittelkreis auch noch den Ellbogen ins Gesicht gerammt. Der Beschuldigte wies das zurück: „Das muss ein anderer Neuer gewesen sein.“ Dennoch konnte sich Dortmunds Trainer Jürgen Klopp über Neuer nur wundern: „Da reden alle von Deeskalation und dann so was.“

Das große Talent zwischen den Pfosten ist jugendliche 23 Jahre alt. Er spielt für Schalke 04, seit er sechs ist. Er ist mit der Rivalität zwischen den beiden Klubs groß geworden. Früher hat Neuer bei Revierderbys selbst im Fanblock gestanden, doch das entschuldigt nicht sein Verhalten. Er wird in seiner Laufbahn als Profi noch viel lernen müssen. Zum Beispiel, dass man in aufgeheizter Atmosphäre gut daran tut, die Ruhe zu bewahren.

Das wird ihm sein Trainer Felix Magath erklären. „Dass da Spieler zum Feiern beim Gegner waren und nicht bei den eigenen Fans, ist nicht in Ordnung“, sagte Schalkes Trainer. „Darüber wird noch zu reden sein.“ Wie es richtig gemacht wird, demonstrierte Magath höchstselbst. Eine halbe Stunde nach Spielschluss machte er sich zum Schalker Fanblock auf, um mit den Fans die Welle zu zelebrieren.

Neben Neuer gab es noch einen zweiten Spieler, der die 134. Auflage des Derbys prägte. Jefferson Farfan war einfach überall zu finden, es war kein Zufall, dass der Peruaner nach einer halben Stunde mit seinem Tor das Spiel entschied. Auch der Torschütze machte den Fehler, sein Erfolgserlebnis in der gegnerischen Kurve zu feiern, was einen Regen aus Bierbechern zur Folge hatte.

Es hat wahrlich bessere Derbys als dieses gegeben. Am Ende ging Magaths Defensivstrategie auf. „Nach der schwierigen letzten Saison freuen sich bei uns alle, dass wir wieder eine Mannschaft haben, die kämpfen und gewinnen kann“, sagte er. Tatsächlich scheint Magath in einem problematischen Umfeld auf dem besten Wege zu sein, ein Team aufzubauen, dem die Zukunft gehört. In seiner aufstrebenden Mannschaft kommen Spieler wie Lukas Schmitz, Christoph Moritz, Carlos Zambrano, Lewan Kenia oder Vasileios Pliatsikas zum Zuge – Namen, die vor dieser Saison höchstens Insidern ein Begriff waren. In Dortmund spielte die jüngste Mannschaft, die Schalke seit fast 30 Jahren auf den Platz gebracht hat.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false