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Wann gibt’s das Ding? Noch müssen sich die Fans von Borussia Dortmund mit Attrappen begnügen, schon bald aber werden sie die echte Meisterschale bestaunen können.

© dapd

Dortmund vor der Meisterschaft: Zeit der großen Gefühle

Borussia Dortmund kann schon am Wochenende Deutscher Meister werden. Aus einer außergewöhnlichen Saison könnte eine historische werden, denn der BVB wäre jüngster Meister aller Zeiten.

Den mit Abstand stärksten Auftritt eines Freiburgers an einem denkwürdigen Abend im Dortmunder Stadion hatte Robin Dutt. Nach dem Spiel nahm der scheidende Trainer, der ab der kommenden Saison in Leverkusen auf der Bank sitzt, auf dem Podium des Presseraums Platz und lächelte in die Runde: „Mal ganz ehrlich, interessiert eigentlich irgendwen, was ich zu sagen habe?“ Eigentlich nicht, und deshalb machte es der freundliche Gast kurz: „Ein paar Punkte müsst ihr noch holen“, sagte er zum Kollegen Jürgen Klopp, „dann seid ihr Deutscher Meister. Das war’s.“ Dutt offenbarte ein feines Gespür für die Schwingungen zum Ende des 30. Spieltags: Der BVB hatte die Steilvorlage des Verfolgers Bayer Leverkusen, der in München 1:5 verloren hatte, aufgenommen und durch das souveräne 3:0 gegen harmlose Freiburger veredelt. Acht Punkte beträgt der Vorsprung nun, da noch vier Spiele zu absolvieren sind.

„Es sollte ein super Tag werden“, sagte Innenverteidiger Mats Hummels, „und es wurde einer.“ Das hatte sich schon auf dem Weg ins Stadion angedeutet. Trainer Klopp berichtete, wie die Mannschaft im Bus den Kantersieg der Bayern gegen Leverkusen aufgenommen hatte. Der Fernseher blieb aus, „das würde keiner sehen wollen, weil sich die Jungs einzig und allein auf ihr Spiel konzentrieren“, sagte Klopp, und auch das Radio lief nicht, als einziges Kommunikationsmittel dienten SMS-Botschaften. Als sie das Ergebnis aus dem Süden vernahmen, so Hummels, „haben wir uns kurz angelächelt“. Danach gingen die Dortmunder hinaus und bauten ihren Vorsprung aus. Immer wieder haben Klopp und Dortmunds Geschäftsführer Hans- Joachim Watzke in den vergangenen Wochen betont, aus einer außergewöhnlichen eine historische Saison machen zu wollen. Nun steht der BVB kurz davor, sich als jüngster Deutscher Meister in die Geschichtsbücher einzutragen.

Einer, der den Altersdurchschnitt etwas in die Höhe treibt, ist Dede. Seit gestern ist der Brasilianer 33, seit 13 Jahren spielt er für Borussia Dortmund. Die Fans lieben den Außenverteidiger, für Dortmunds junges Team ist er so etwas wie der große Bruder. Gegen den SC Freiburg absolvierte Dede sein 320. Bundesligaspiel, als der scheidende Volksheld in der Schlussphase eingewechselt wurde, begann die Zeit der großen Gefühle. Nach seinem Gänsehaut-Auftritt, die Dedes Geburtstagsfeierlichkeiten einleiteten, flossen die Tränen. Dortmunds inoffizieller Integrationsbeauftragter konnte kaum sprechen, weil ihn die Gefühle übermannten. „Diese Kulisse ist in meinem Herzen“, stammelte er, „dafür gibt es keine Worte.“ Dieser Abschied sei „ein sehr schwerer Moment in meinem Leben, aber auch ein sehr schöner“. Und dann sagte Dortmunds treuester Profi: „Ich gehe, aber der Verein bleibt.“

Dass Nuri Sahin ihm folgt und den BVB ebenfalls verlässt, ist zumindest nicht auszuschließen. Am Spieltag waren die Gerüchte befeuert worden, der überragende Dortmunder Mittelfeldspieler stehe vor einem Wechsel zu Real Madrid. Dieses Thema interessiere ihn in diesem Moment „null Komma null“, sagte Klopp, „seine Verletzung ist unser einziges Problem“. Sahin musste gegen Freiburg nach einem Foul bereits in der Anfangsphase ausgewechselt werden, am Montag wurde bei ihm ein Teilriss des Innenbandes im rechten Knie diagnostiziert. Er fällt sechs Wochen aus und kann in dieser Saison nicht mehr spielen. Auf der Südtribüne wurde ein Banner mit der Aufschrift „Mit Sahin in der Champions League“ hochgehalten. Darauf angesprochen, gab der türkische Nationalspieler vielsagend zu Protokoll: „Die Fans wissen schon, wie ich mich entscheide.“ Das klingt nicht unbedingt nach Abschied.

Zunächst geht es in Dortmund sowieso darum, die fehlenden Punkte zum Titel einzusammeln. „Dass es diese Mannschaft absolut verdient hat, am Ende oben zu stehen, hat in dieser Saison jeder gesehen“, sagte Klopp. „Aber noch ist es nicht so weit.“ Deshalb sei ihm im Gegensatz zu den Fans auch noch nicht nach Party zumute. Das kann sich bereits am Samstag ändern, sollte Dortmund in Mönchengladbach gewinnen, Leverkusen aber nicht gegen Hoffenheim. Klopp rechnet aber nicht damit, dass ein Gegner, dem das Wasser bis zum Hals steht, für die Dortmunder Feierlichkeiten Spalier steht: „Mir ist nichts davon bekannt, dass uns die Gladbacher mit Tröten empfangen werden.“

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