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Sport: Dr. Faust trifft Rasierer - Schwergewichts-Titelkampf am 1. April in Berlin

Witali Klitschko ist ein mutiger Mann. Nach Peter Frankenfeld und jüngst auch Bundestrainer Uli Stielike traut sich der Riese aus der Ukraine mit einem großkarierten Jackett in die Öffentlichkeit.

Witali Klitschko ist ein mutiger Mann. Nach Peter Frankenfeld und jüngst auch Bundestrainer Uli Stielike traut sich der Riese aus der Ukraine mit einem großkarierten Jackett in die Öffentlichkeit. Irgendwann wird dem 2,02-Meter-Mann unter dem Tisch ein Doktor-Hütchen gereicht, was Platz findet auf dem bulligen, klugen Kopf des Boxers. Ein hübsches Bild, meinen zirka 20 Fotografen. Vor allem aber ein aktuelles. Denn der Boxer verfügt seit wenigen Tagen tatsächlich über einen entsprechenden Titel.

Der 28-Jährige hatte am Dienstag an der Universität in seiner Heimatstadt Kiew als Sportwissenschaftler erfolgreich promoviert. "Ich bin sehr glücklich, dass ich mein Studium mit diesem Titel abschließen konnte. Die Promotion bedeutet mir mindestens genauso viel wie der Gewinn des WM-Titels gegen Herbie Hide", sagte der in Hamburg lebende Mann.

Am 1. April - kein Scherz - wird er im Berliner Hotel Estrel als "Dr. Faust" in den Ring steigen. Dort versucht er zum dritten Mal seinen WM-Titel im Schwergewicht nach Version der WBO gegen Donovan Ruddock (Kanada) erfolgreich zu verteidigen. Nachdem er im Sommer 1999 den Briten Herbie Hide diesen Titel entriss und Weltmeister in der Königsklasse des Boxen wurde, konnte er den Gürtel gegen Ed Mahone und Obed Sullivan mühelos verteidigen.

Vom kommenden Gegner allerdings wird sich Furchterregendes erzählt. Der in Jamaika gebürtige Donovan Ruddock firmiert in den Ringen dieser Welt unter dem Kampfnamen "Razor". Und dann erzählt noch Klaus-Peter Kohl, der Manager und Promotor Klitschkos, dass dieser "harte Brocken" gegen die ganz Großen der Zunft in den Ring gestiegen ist. Das allerdings liegt knapp zehn Jahre zurück, weshalb man annehmen könnte, "Razor" ist ein bisschen stumpf geworden. Der schwere Mann aus Übersee hat stolze 36 Lenze auf dem Buckel, was Klitschko nicht davon abhält, seinen Gegner nicht zu unterschätzen. "Das wäre das Schlimmste, was einem passieren kann", sagt Klitschko.

Klitschko tat dies noch nie, seit er gegen Gage boxt. 27 Kämpfe hat er bisher bestritten, und alle 27 durch K. o. gewonnen. Dabei war beim Umhauen keiner schneller als er. Durchschnittlich 2,6 Runden benötigte er dafür, was ihm wiederum einen anderen Titel einbrachte - "Witali, der Gnadenlose", heißt es im frisch produzierten Werbefilm. Auch Klitschko selbst hat einen Streifen mitgebracht, aus Kiew. Zu sehen ist er im feinen Zwirn vor einem 17-köpfigen Ausschuss, der seinen Vortrag zum Abschluss der Doktorarbeit zum Thema "Sportbegabung und Talentförderung" einstimmig mit Auszeichnung bewertete. Auch das sind hübsche Bilder.

Als Trainer Fritz Sdunek seinen Schützling charakterisieren soll, fällt oft das Wort "ehrgeizig". Bereits gestern früh war für Klitschko in Hamburg ab 6 Uhr 30 Training angesagt. Dann ab in die Maschine nach Berlin, retour nach Hamburg und wieder Training. "Wir nehmen Ruddock sehr ernst", erzählt Klitschko. Von seinen 42 Kämpfen konnte er 36 für sich entscheiden, 28 davon durch K. o.. Nach einer schweren Niederlage 1995 gegen den damaligen Champion Tommy Morrison setzte "Razor" für drei Jahre aus. Seit seinem Comeback vor zwei Jahren hat er alle acht Kämpfe gewonnen. Und auch Kohl erklärte noch einmal die Kriterien bei der Wahl des Gegners: "Wir müssen danach gehen, wer zur Verfügung steht, wer interessant ist und wer einen guten Namen in den USA hat." Denn Witali Klitschko sowie sein Bruder Wladimir (beendete die Karriere von Axel Schulz) sollen den großen Markt erobern. "Wir wollen das große Boxen nach Europa holen."

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