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Enger Zusammenhalt.

© dapd

Sport: Drama der unbegrenzten Möglichkeiten

Im Viertelfinale gegen Brasilien fühlen sich die US-Amerikanerinnen erst von der Schiedsrichterin benachteiligt, gewinnen nach großem Kampf dann aber doch noch im Elfmeterschießen

Das Spektakel verliert seine Attraktionen. Einen Tag nach dem K.o. der deutschen Mannschaft verabschiedeten sich auch die Brasilianerinnen mit ihrem Superstar Marta von der Frauenfußball-WM. In einem dramatischen Viertelfinale schaffte Abby Wambach in der Nachspielzeit der Verlängerung noch das 2:2 (1:0, 1:1) für die USA, die im anschließenden Elfmeterschießen 5:3 siegten. Im Halbfinale geht es am Mittwoch in Mönchengladbach gegen Frankreich.

„Ich finde keine Worte für das, was hier und heute passiert ist“, sagte Pia Sundhage, die schwedische Trainerin der USA. „Marta ist eine fantastische Fußballspielerin, einfach großartig. Aber meine Mannschaft ist größer als die größte Spielerin der Welt.“

Vor 25 598 Zuschauern im ausverkauften Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion schoss Marta in der regulären Spielzeit beide brasilianischen Tore, aber ihr zwischenzeitlicher Ausgleich entsprang einem fragwürdigen Elfmeter, den die unsichere australische Schiedsrichterin Jacqui Melksham auch noch wiederholen ließ. Da zudem die US-Amerikanerin Rachel Buehler für das vorausgehende Foul die Rote Karte gesehen hatte, mussten sich ihre Kolleginnen eine knappe Stunde lang zu zehnt durch die Hitze quälen.

Für Brasilien nahm der tragische Nachmittag schon in der 2. Minute seinen Lauf. Ihre eindrucksvolle Serie von null Gegentoren im bisherigen Turnier beendeten sie nämlich selbst. Und das ging so: Shannon Boxx spitzelte den Ball mit letzter Kraft vom linken Flügel in die Mitte. Daiane ging dazwischen, jene brasilianische Innenverteidigerin, die sich in diesen Tagen verdient macht um die Wiederbelebung des Liberos. Bei ihrem Rettungsversuch ließ sie den Ball so unglücklich über den rechten Spann rutschen, dass er mit viel Effet und hohem Überraschungseffekt in die rechte Ecke des eigenen Tores flog.

Dass die Brasilianerinnen nach einer ersten Schockstarre langsam ihren Rhythmus fanden, lag auch an Marta. Sie zeigte ein paar schöne Läufe, Finten und Tricks. Der schönste führte zu einer ersten Wende des Spiels. Das war in der 66. Minute, als Marta den Ball im Strafraum über zwei Amerikanerinnen hob und nur durch die an ihr zerrende Rachel Buehler am Torschuss gehindert werden konnte. Die Schiedsrichterin interpretierte das als Notbremse und stellte Buehler vom Platz. Den fälligen Elfmeter schlenzte Cristiane gegen die Fäuste von Hope Solo, aber die US-Amerikanerinnen freuten sich zu früh. Eine von ihnen hatte einen Tick zu früh einen Fuß in den Strafraum gesetzt, also ließ die Schiedsrichterin wiederholen. Das Publikum protestierte wütend mit Pfiffen, Hope Solo mit entsprechenden Gesten, wofür sie die Gelbe Karte sah. Diesmal schritt Marta zur Ausführung und verwandelte sicher.

Pfiffe begleiteten fortan Martas Aktionen, und zehn US-Amerikanerinnen spielten besser als zuvor elf. Brasilien machte wenig aus der numerischen Überlegenheit und vertraute auf den Faktor Zeit. Mit Erfolg, was wiederum Marta zu verdanken war. Nach 100 Sekunden der Verlängerung lupfte sie den Ball aus der Drehung über Shannon Boxx und Hope Solo zum 2:1 in Tor. Die Pfiffe wurden immer lauter, weil die Brasilianerinnen nichts mehr für das Spiel taten und nur noch verzögerten, um das Ergebnis über die Zeit zu bringen.

„Es sah so aus, als wäre unser Sieg sicher, aber ich wusste die ganze Zeit, das er nicht sicher war“, sagte Brasiliens Trainer Kleiton Lima. Die US-Amerikanerinnen kämpften weiter, sie hatten in der Verlängerung mehr vom Spiel und die bessere Chancen. In der Nachspielzeit kam, was niemand mehr erwartet hatte. Megan Rapinoe flankte von links, Torfrau Andreia flog unter dem Ball hindurch und Abby Wambach traf noch zum Ausgleich. Im Elfmeterschießen versuchte sich die Schiedsrichterin in Wiedergutmachung und ließ den ersten Elfmeter von Shannon Boxx wiederholen. Im zweiten Anlauf traf die US-Amerikanerin. Dafür hielt Hope Solo den dritten brasilianischen Elfmeter von Daiane, der tragischen Eigentorschützin. Alex Krieger vom 1. FFC Frankfurt traf zum finalen 5:3, und ein Jubelorkan fegte durch das Stadion.

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