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Drei Eigentore: Hannover 96: Slapstick in Serie

Hannover 96 verarbeitet die drei Eigentore im Bundesliga-Spiel gegen Borussia Mönchengladbach mit Humor.

Von Christian Otto

Am Tag danach, als er mit seinem Fehltritt immer wieder konfrontiert wurde, fand der traurige Constant Djakpa zumindest im Kreise der Spielerkollegen Halt. „Es gab keine Vorwürfe, nur Aufmunterungen. Das tut schon gut“, sagte der 23 Jahre alte Ivorer und lächelte gequält. Die Fußballprofis von Hannover 96, die nach ihrer verrückten 3:5 (1:2)-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach mit reichlich Hohn und Spott bedacht werden, verarbeiten ihre Sorgen und den Kummer gemeinsam. „Es tut mir ungeheuer Leid“, sagte Djakpa, der am Samstag mit ziemlicher Sicherheit Deutschlands Eigentor des Jahres geschossen hat.

Es ist keine besonders erstrebenswerte Referenz für einen aufstrebenden Profi, durch ein spektakuläres Eigentor in die Bundesliga-Geschichte einzugehen. „Ich wollte den Ball eigentlich auf die andere Seite spielen“, sagte Djakpa, der mit seinem Kuriosum zum 1:3 in der 58. Minute aber lediglich für den vorzeitigen Höhepunkt einer ganzen Serie aus Pleiten, Pech und Pannen gesorgt.

Die drei Eigentore, mit denen die Hannoveraner ihre Niederlage besiegelten, sind ein trauriger Rekord. Und trotzdem wurde noch auf dem Platz gelacht. „Das war ja eine Slapstick-Nummer nach der anderen“, sagte Mittelfeldspieler Hanno Balitsch. Selbst er, der bei der Arbeit immer so grimmig aussieht, konnte sich nach dem tölpelhaften Auftritt im Kollektiv ein Grinsen nicht verkneifen. Der Hinweis von Balitsch, die Partie werde im Hinblick auf den Wettskandal sicherlich vom DFB und der DEL überprüft, sollte lustig klingen. Die 96-Spieler versuchten, ihren Auftritt mit Humor zu verarbeiten.

Es dürfte schon deutlich beschwingtere Weihnachtsfeiern gegeben haben als jene, zu der sich die 96-Profis gleich nach ihrem peinlichen Auftritt in einer Düsseldorfer Trattoria verabredet hatten. „Die Stimmung war nicht gerade ausgelassen. Keiner hat auf den Tischen getanzt“, berichtete Vereinssprecher Andreas Kuhnt von einem Abend, an dem die 90 Minuten und das 3:5 schwer im Magen gelegen hätten. Wege der drei Fehltritte, nach denen der siegreiche Gastgeber Gladbach sogar Mitleidsbekundungen aussprach, werden die Freunde von Fußball-Statistiken vor eine harte Aufgabe gestellt. Dass eine Mannschaft in einem Auswärtsspiel sechs Tore schießt und doch mit 3:5 verliert, ist kein mathematisches Wunder, sondern ein Ausrutscher, über den die ganze Liga lacht. „Zwei Eigentore in einem Spiel, das tut natürlich weh“, gestand auch Verteidiger Karim Haggui, der beim 0:1 von Torhüter Florian Fromlowitz unglücklich angeschossen worden war und ihn beim 3:5 mit einem Rettungsversuch überlistet hatte. „Eigentlich kann man darüber lachen – wenn es nicht so traurig wäre“, sagte Haggui.

Auf die Weihnachtsfeier der 96-Profis, die eigentlich mit einem gemeinschaftlichen Disko-Besuch hatte gekrönt werden sollen, folgte gestern in Hannover ein trainingsfreier Tag. Es blieb deshalb vor allem Trainer Andreas Bergmann vorbehalten, nach der Rückkehr von einer völlig verunglückten Dienstreise die Schmach dieses 16. Spieltages zu deuten. Was er mit schelmischem Unterton als unterhaltsames Spiel bezeichnete, war die fünfte Partie seines Teams in Folge ohne Sieg. Nach dem Selbstmord von Torhüter Robert Enke hat Hannover 96 nur einen einzigen Punkt geholt.

Bergmann, der um eine Vertragsverlängerung kämpft, wird seinem Team schnell und ernst erklären müssen, auf welcher Seite des Platzes die Tore wirklich zu schießen sind.

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