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Sport: Drei Grüße nach Brasilien

Nach dem Spiel seines Lebens erhofft sich Bremens Naldo eine Berufung in die Selecao

Es war eine Geste, die viel Raum für Interpretationen ließ. Mit nach oben gestrecktem rechten Zeigefinger und einem Kuss auf den linken Ringfinger feierte Ronaldo Aparecido Rodrigues, genannt Naldo, seine persönliche Gala in der Frankfurter Arena. Drei Tore in einem Spiel – für den Fußballprofi von Werder Bremen eine Einmaligkeit. „Das ist mir nur einmal in einem Freundschaftsspiel gelungen“, erklärte der 24-Jährige nach dem 6:2-Kantersieg mit strahlender Miene, „dieser Tag ist etwas ganz Besonderes für mich. Normalerweise überlasse ich den Stürmern das Toreschießen, aber in diesem Spiel konnte ich oft nach vorne gehen.“ Alle Treffer widmete der Gemütsmensch sogleich seinem Söhnchen, das bezeichnenderweise auf den schönen Namen Naldinho hört.

Seine Saisontreffer drei bis fünf, gekonnt per Fuß und Kopf und mit einem seiner gefürchteten Freistöße erzielt, rückten den Innenverteidiger derart in das öffentliche Interesse, dass der 1,98-Meter- Mann vom Auslaufen nur noch die Fragmente absolvierte. Am Tag, als Naldo mit Hilfe eines Dolmetschers die wohl meisten Fragen seines Lebens beantwortete, erzählte der 24-Jährige, dass er nicht nur wegen des Fußballs derzeit sehr glücklich ist, sondern verriet nebenbei auch die Bedeutung seines Torjubels: Er wird diese Weihnachten nicht an der Weser, sondern in seiner Heimatstadt Londrina verbringen, um die Hochzeit mit seiner langjährigen Freundin Carla zu feiern, „mit vielen Freunden und der ganzen Familie“.

Und noch eine Hoffnung hat Naldo: „Dass Carlos Dunga meine Arbeit genau verfolgt und man in Brasilien auf mich aufmerksam wird“, ließ er in Richtung des brasilianischen Nationaltrainers wissen. Die Berufung für die Selecao sehnt Naldo seit Monaten herbei. „Brasilien hat viele gute Verteidiger, aber irgendwann möchte ich auch meine Chance bekommen.“ So wie sie kürzlich sein Klubkollege Diego erhielt. Im Gegensatz zu Diego versteht Naldo schon viel auf Deutsch. Und auf hartnäckige Bitte ließ er sich sogar diesen Satz in deutscher Sprache entlocken: „Werder wird Deutsch Meister.“

Im Verein ist er überaus beliebt: Naldo ist stets freundlich und gut gelaunt; respektvolles Benehmen fordert er von sich und seinen Mitmenschen. Jungen Fußballern würde er immer den Tipp geben, „keine Dummheiten zu machen“. Und anders als die ehemalige Werder-Diva Ailton besteht bei ihm nicht die Gefahr, ihn nach dem Winterurlaub vermisst zu melden. „Ich werde pünktlich wieder da sein. Genau an dem Tag, der vom Trainer verlangt wird“, verspricht er – und man darf das glauben.

Im Juli 2005 kam Naldo nach Bremen – vorausgegangen war ein langer Transfer-Hickhack mit dem Zweiligisten RS Futebol, Naldos Klub von 2001 bis 2004. Der erhielt damals nämlich das Gros der 2,5 Millionen Euro Ablöse, obwohl Naldo vor seinem Wechsel beim Erstligisten Juventude Caxias do Sul spielte. Auch das war nicht die große Nummer in Brasiliens Fußball – und es gehört zu den besonderen Verdiensten der Werder-Scouts, auf Spieler wie Naldo aufmerksam zu werden. Naldo versprach: „Ich werde das Vertrauen mit Leistung zurückgeben.“

Zunächst vertraute Schaaf dem neuen Verteidiger – als Ersatz für Valérien Ismael verpflichtet – bedingungslos. Und sah über manchen Patzer im ersten Jahr generös hinweg. Denn trotz dessen offensichtlichen Vorzügen – starker Kopfball, gute Spielübersicht, harter Schuss – waren auch eklatante Mängel offensichtlich. Wenn von Werders Wackel-Abwehr die Rede war, fiel häufig auch der Name Naldo, der vor allem im Stellungsspiel schwächelte. Geändert hat sich das genau mit dem Zeitpunkt, als Per Mertesacker mitspielte. Seitdem verteidigt Naldo auf derart hohem Niveau, dass es in Bremen bald Bestrebungen geben dürfte, den bis 2009 laufenden Vertrag vorzeitig zu verlängern. Denn wenn einer erst einmal in der Selecao spielt, wachsen ausländische Begehrlichkeiten oft rasend schnell.

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