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Sport: Drei Tore des Tänzers

Der Brasilianer Cacau schießt den VfB Stuttgart zum 4:2-Sieg über den Bundesligaaufsteiger Mainz

Im Fußball sind Sensationen schnell geboren, die eigentlich keine sind. Die in Stuttgart fand vor dem Spiel statt. Kaum war die Mannschaftsaufstellung für das Auftaktspiel der Schwaben gegen Aufsteiger Mainz aus dem Kopierer geplumpst, wusste das Heer der Fotografen, diesmal zählen nicht nur Bilder von Toren. Sie müssen Kevin Kuranyi und Philipp Lahm knipsen. Die beiden Nationalspieler des VfB Stuttgart saßen zunächst nur auf der Bank. Und das war für viele eine Überraschung, obwohl Stuttgarts Trainer Matthias Sammer die beiden EM-Fahrer nur schonen wolle. Kuranyi durfte unter großem Jubel in der 65. Minute aufs Feld, Lahm nach 75. Der anschließende 4:2 (2:0)-Sieg der Stuttgarter konnte dann wieder unter normalen Ereignissen verbucht werden.

Eine besondere Würze erhielt die Maßnahme von Trainer Matthias Sammer dadurch, dass der Ersatzmann für Kuranyi, der Brasilianer Cacau drei Tore erzielte. Das war so ungewöhnlich wie seine Nominierung. Sammer: „Cacau war der beste Stürmer in der Vorbereitung. Kevin muss noch etwas aufholen, aber wer gut ist, der setzt sich durch. Kevin braucht noch eine Woche.“

Wie so oft hatte Cacau auch diesmal eine gute Vorbereitung gespielt. Früher aber folgte den Taten auf dem Übungsgrün mit erschreckender Konstanz eben nichts mehr auf dem Wettkampfrasen. Ein Sensibelchen sei der dunkelhäutige Mann, zu aufgeregt für richtige Spiele. Diesmal schaute Cacau wieder so unschuldig drein wie sonst auf den Postkarten, die in Stuttgarter Diskotheken ausliegen, mit denen er die tanzwütige schwäbische Jugend für Gott begeistern will. Diesmal aber landete der Ball im Tor. 20. Minute: Ecke Horst Heldt, Kapitän Zvonimir Soldo verlängert per Kopf, und dann ist er da. Neun Minuten später flankt Imre Szabics quer über den Mainzer Strafraum, Silvio Meißner legt per Kopf auf und Cacau trifft erneut.

Vielleicht wurden auch die Neulinge aus Mainz durch Cacaus Mitwirken aus dem Konzept gebracht. Nach dem 2:0 war zunächst Schluss mit dem zuvor gefälligen Spiel der Mainzer, die allerdings keine Torchance zu verbuchen hatten. Dabei hatten der Mainzer Trainer Jürgen Klopp und seine Spieler im Vorfeld Unbehagen in Stuttgart hervorgerufen. Der VfB fürchtete nichts mehr als eine Blamage. Viele der 45 000 Zuschauer hatten Kuranyis Nichtberücksichtigung mit gemischten Gefühlen beobachtet. Nun stand Sammer als Sieger da.

Doch Mainz gab sich noch nicht geschlagen. Christof Babatz verwandelte einen direkten Freistoß zum 2:1-Anschluss (49.). Der erste ernsthafte Schuss aufs VfB-Tor. Nur 120 Sekunden später war der alte Abstand wieder hergestellt. Heldt flankte auf Meißner, der den Ball mit dem Kopf ins Tor wuchtete – 3:1.

Bei weiteren Chancen von Hleb, Babbel und Kuranyi drohte sogar eine höhere Niederlage, obwohl Tomas Bodog (77.) auf 3:2 verkürzte, bevor Cacau nach einer Flanke Meißners den 4:2-Endstand herstellte. „Wir sind uns leider nicht gerecht geworden“, sagte der Mainzer Trainer Klopp, „wir können das besser, und wir werden es besser machen. Wir haben uns von den Gegentoren beeindrucken lassen.“

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