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Sport: Drei Tore und ein einsamer Trainer

Fußball-Zweitligist 1. FC Union gewinnt gegen Erzgebirge Aue deutlich mit 3:0, aber Mirko Votava droht heute dennoch die Entlassung

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin. Jürgen Schlebrowski klang recht einsilbig. Keinen Kommentar wolle er abgeben, das habe er bisher immer so gehalten, dabei wolle er auch jetzt bleiben, sagte er. Der Präsident des abstiegsbedrohten Fußball-Zweitligisten 1. FC Union sollte nur zu der Frage Stellung beziehen, die Mirko Votava, der Trainer, zuvor in der Pressekonferenz aufgeworfen hatte. Was der 3:0 (1:0)-Sieg gegen Erzgebirge Aue für seine eigene Situation bedeute, hatte ein Journalist von Votava wissen wollen. „Da müssen Sie den Präsidenten fragen“, erwiderte Votava grantig. Doch Schlebrowski drückte sich um eine eindeutige Antwort herum. Rückendeckung für den Trainer war bei seinen Ausführungen mit keiner Silbe zu vernehmen. „Wir haben uns in dieser Woche mehrfach intensiv unterhalten, wir werden das fortsetzen“, sagte der Präsident zwar. Aber bereits an diesem Montag findet das nächste Zusammentreffen statt, es könnte das letzte sein.

Votava braucht eine Menge überzeugender Argumente, um im Amt zu bleiben. Selbst ein 3:0-Erfolg gegen Aue reicht offenbar nicht mehr aus, um den Trainer in Ruhe weiterarbeiten zu lassen. „Ich würde die Entlassung eines Trainers nie von einem einzigen Spiel abhängig machen. Man muss irgendwann mal eine Grundsatzentscheidung treffen“, sagte Schlebrowski gestern nach dem Schlusspfiff. Längst kursieren in der Wuhlheide auch schon die Namen anderer Trainer. Frank Wormuth, Uwe Erkenbrecher, Hermann Andreev – das sind drei der Kandidaten.

Schlebrowski sind auch die Missfallenskundgebungen der Union-Fans nicht verborgen geblieben. Als Stadionsprecher Felix Ney vor dem Anpfiff nach den Spielernamen auch den des Trainers verlas, gellte ein Pfeifkonzert durch das Stadion an der Alten Försterei. Und als die Mannschaften einliefen, entrollten Zuschauer auf der Gegengeraden ein Transparent mit der Aufschrift: „Union – Tausende Hohlköpfe und ein Europameister“. Eine Anspielung darauf, dass Votava, selbst einst ein erfolgreicher Fußballprofi, zuletzt bei einem Heimspiel ein Grüppchen von Zuschauern als „Hohlköpfe“ bezeichnet hatte. Die Leute hatten hinter ihm auf der Tribüne gesessen und permanent gegen ihn gepöbelt.

Das Klima bei Union ist gereizt. Besänftigend wirkte der klare Sieg gegen Aue kaum. Schlebrowski stellte in aller Sachlichkeit fest: „Wir haben unverdient 3:0 gewonnen. Bis zum 2:0 stand das Spiel auf der Kippe.“ Recht hatte er. Schon der Führungstreffer vor 8941 Zuschauern hatte eine glückliche und fast kuriose Enstehungsgeschichte. Unions Torwart Wulnikowski riskierte einen Abschlag weit in des Gegners Hälfte hinein, mit dem Aues Abwehrspieler Frank Berger reichlich orientierungslos umging. Steffen Baumgart nutzte die Chance, zog mit dem Ball davon und schob ihn flach ein, sein achtes Saisontor. „Super vollendet“, lobte Wulnikowski den Torschützen.

Union ließ sich in der zweiten Halbzeit vom Kontrahenten tief in die Defensive drängen. „Man muss mehr im Ballbesitz sein, wenn man 1:0 in Führung liegt“, bekrittelte Mittelfeldspieler Thomas Sobotzik die Leistung der eigenen Elf. Und als Aues Ausgleich nur noch eine Frage der Zeit zu sein schien, machten die Köpenicker durch Florian Bruns nach einem kapitalen Schnitzer der gegnerischen Abwehr das 2:0. Neuzugang Tomas Brusko erhöhte in letzter Minute zum Endstand.

3:0 – das sieht komfortabel aus. Diese Meinung vertritt auch Mirko Votava. „Die Mannschaft lebt. Sie ist gewillt, den Abstiegskampf anzunehmen“, lobte er die Einstellung seiner Profis. Um dann festzustellen: „Wir, der ganze Trainerstab, haben immer an diese Mannschaft geglaubt.“ Das klang schon ein bisschen nach einer Abschiedsrede.

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