zum Hauptinhalt
Damon Hill gibt Gas. Helen Langehanenberg auf ihrem Hengst.

© dpa

Dressurreiten: Deutschland bleibt ohne Einzelmedaille

Erstmals seit 60 Jahren bleiben die deutschen Dressurreiter bei Olympischen Spielen ohne Einzelmedaille. Das junge Team fühlt sich benachteiligt.

Bevor sie auf ihrem Hengst Damon Hill aus dem Stadion geführt wurde, warf Helen Langehanenberg einen Blick über ihre Schulter. Doch von den 84,303 Prozentpunkten, mit denen ihre Kür benotet wurde, erfuhr sie erst kurz darauf im Schatten der olympischen Reitarena. „Ich hätte gern mehr gehabt. Aber 84 Prozent – das ist eine tolle Bewertung“, sagte die 30-jährige Dressurreiterin aus dem Münsterland, die als Beste aus dem deutschen Trio im Einzel am Ende Vierte wurde.

Langehanenberg reihte sich ein hinter der britischen Olympiasiegerin Charlotte Dujardin mit Valegro, der Niederländerin Adelinde Cornelissen mit Parzival und – haarscharf – hinter Dujardins Teamkollegin Laura Bechtolsheimer, die für ihre Kür mit Mistral Hojris (84,339 Prozentpunkte) Bronze umgehängt bekam. Die britischen Pferdesportfreunde im Greenwich Park schwenkten nach dem dritten Gold im sechsten Wettbewerb ein letztes Mal ihre Fähnchen mit dem Union Jack.

Es folgte ein leises Grollen, dann schloss Langehanenberg Frieden mit ihren ersten Spielen und den Richtern. „Am Dienstag hatte ich ein bisschen mehr erwartet“, meinte Langehanenberg mit Blick auf die Teamentscheidung, bei der das britische Trio knapp vor der deutschen Equipe gewonnen hatte. Insgesamt sei sie „super zufrieden. Das waren meine ersten Spiele, und wir haben drei hervorragende Ritte zeigen können.“ Zu einer weiteren Medaille, mit der Bundestrainer Jonny Hilberath geliebäugelt hatte, reichte es aber weder für Langehanenberg noch für ihre Kolleginnen: Dorothee Schneider mit Diva Royal und Kristina Sprehe mit Desperados, die Siebte und Achte wurden.

Bei diesen Athleten hat es geklappt: Die deutschen Medaillengewinner

Zum ersten Mal seit den Spielen 1952 gab es damit keine deutsche Einzelmedaille in der Dressur. Doch die Punktzahl für die Blitzaufsteigerin Sprehe erboste den Teamchef der deutschen Equipe. „Die Bewertung ist unterste Schublade. Da war kein Fehler drin, da gab’s nichts zu meckern. Das ist frech“, wetterte Klaus Roeser. Tags zuvor waren schon die Ansetzungen kritisiert worden, weil die ungünstige Startreihenfolge, angeblich festgelegt von einem Computer, die Deutschen benachteiligte. Sprehes Coach Jürgen Koschel sah es realistisch: „Wir müssen uns eben nach oben dienen.“

Den Vorteil der Jugend gibt es im Dressursport nicht – viel hängt vom Renommee ab. Für den scheidenden Bundestrainer Hilberath waren die Leistungen der Reiterinnen dennoch „generell hoch anzusiedeln – schließlich sind wir hier gegen die besten Pferde der Welt angetreten“. Dann ging der 57-Jährige davon. Begleitet von der Olympiadebütantin Langehanenberg, die betonte: „Olympia war toll, deutlich schöner als ich es erwartet habe. Und zwar mit allen: Reitern, Pflegern, Offiziellen - einfach super.“ Und sie befand: „Wir können auf alle Fälle positiv in die Zukunft schauen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false