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Vom Schicksal begünstigt. Nach Jahren der Erfolglosigkeit will sich Magdeburg nun in der Dritten Liga etablieren.

© dpa/Rumpenhorst

Dritte Liga: Der 1. FC Magdeburg ist endlich angekommen

Der 1. FC Magdeburg bestreitet heute das Eröffnungsspiel in der Dritten Liga gegen Rot-Weiß Erfurt. Nach Jahren der Stagnation ist die Euphorie rund um den Klub gewaltig.

Jetzt kommt auch noch die Euphorie. In den vergangenen Wochen war Magdeburg eine Stadt der Glückseeligen, aber jetzt werden die Glückseeligen auch noch euphorisch. Findet jedenfalls Mario Kallnik. Der Sportdirektor des 1. FC Magdeburg bezieht sich auf den Andrang, der in den letzten Tagen vor der Geschäftsstelle des Klubs herrschte. Bis zum Donnerstag wurden 5300 Dauerkarten für die neue Saison verkauft. Das sind 3000 mehr als geplant. Wenn der 1. FC Magdeburg am Freitagabend (20.30 Uhr, live im MDR) gegen Rot-Weiß Erfurt die neue Saison in der Dritten Liga eröffnet, werden wohl rund 27 000 Fans kommen – mehr gehen in die Magdeburger Arena nicht rein.

Endlich Dritte Liga. Seit dem Ende der DDR-Oberliga hat der 1. FC Magdeburg vergeblich versucht, in den deutschen Profifußball zu gelangen. Die jüngere Geschichte des Klubs ist eine der ständigen Niederlagen und vielleicht ist sie auch die tragischste, die der Fußball im Osten Deutschlands zu schreiben vermochte. Ausgerechnet der einzige Europapokal-Sieger, den die DDR in der beliebtesten aller Sportarten hervorbrachte, scheiterte stets zuverlässig. Das geschah mal unglücklich und mal selbst verschuldet, mal aus finanziellen Gründen und mal aus sportlichen, aber am Ende stand der 1. FCM, wie sie in Sachsen-Anhalt sagen, immer auf der Verliererseite – 24 lange Jahre. So ist auch der kollektive Glückszustand zu erklären, der die Stadt überkam, als ihre Fußballer im Mai tatsächlich den Aufstieg durch einen souveränen Auftritt in den Relegationsspielen gegen Kickers Offenbach schafften. Plötzlich erscheint Magdeburg vom Schicksal begünstigt. Weil man den Sprung eine Liga höher geschafft hat in einem Jahr, in dem in Hansa Rostock, Energie Cottbus, Dynamo Dresden, Erzgebirge Aue, Rot-Weiß Erfurt, dem Halleschen und dem Chemnitzer FC sieben weitere Ost-Klubs in der Dritten Liga spielen. Derbys, ein volles Stadion und damit eine vollere Kasse sind garantiert. Der 1. FC Magdeburg – zur rechten Zeit am rechten Ort. Endlich.

Die Kasse war in der Vergangenheit das größte Problem. Wie die meisten Klubs im Osten litt auch der 1. FC Magdeburg an Geldproblemen. Misswirtschaft und fehlende Sponsoren waren ein Grund, warum der Verein sportlich lange in der Bedeutungslosigkeit verschwand. 2002 musste sogar ein Insolvenzantrag gestellt werden.

24 Jahre lang stand der 1. FC Magdeburg immer auf der Verliererseite

„Mittlerweile sind wir schuldenfrei“, sagt Mario Kallnik, der Sportdirektor des 1. FC Magdeburg. Früher hat er selbst viele Jahre für den Klub gespielt, seit 2012 ist sein Name eng mit dem sportlichen und wirtschaftlichen Aufschwung verknüpft. Als Kallnik seine Arbeit aufnahm, befand sich Magdeburg auf dem letzten Platz in der Regionalliga, Sponsoren wandten sich ab. Heute spricht er von über 250 Wirtschaftspartnern, die der Verein habe. Das Konzept ist dabei ein ähnliches wie das des 1. FC Union. Ein großer Geldgeber fehlt, dafür werden Einnahmen von vielen kleineren oder mittelständischen Unternehmen generiert. „Wir haben fünf Hauptsponsoren und eine große Mittelklasse“, sagt Kallnik, der seinen Verein als bestens gerüstet ansieht für den Profifußball.

Zunächst ist es das Ziel, sich in der Dritten Liga zu etablieren. Von der Aufstiegsmannschaft konnten bis auf Nico Hammann (zum SV Sandhausen) alle Leistungsträger gehalten werden. Ergänzt wurde das Team mit jungen, entwicklungsfähigen Spielern von anderen Regionalligisten. Auf teure Neuzugänge verzichtete Trainer Jens Härtel, der auch schon beim Berliner AK erfolgreich arbeitete, bewusst. „Wir sind in den vergangenen Jahren mit dieser Strategie sehr gut gefahren“, sagt Kallnik. Sollte die unerfahrene Mannschaft im Laufe der Hinrunde doch ins Schlingern geraten, stünden aber die finanziellen Mittel für Transfers in der Winterpause zur Verfügung, so der Sportdirektor.

In den vergangenen Tagen ist Kallnik oft gefragt worden, ob die vielen Ost-Derbys tatsächlich so gut sind für die Vereine und die Dritte Liga. Wurden die alten Rivalitäten in der Vergangenheit doch nicht immer nur friedlich gelebt. Für den Fall, dass es zu Ausschreitungen durch Magdeburger Fans kommt, hat Kallnik einen ungewöhnlichen Vorschlag. „Wenn kriminelle Energien in unserem Stadion von unseren Fans ausgehen, werden wir das prüfen. Sollte sich der Verdacht bestätigen, behalten wir uns vor, dem Deutschen Fußball-Bund zu empfehlen, uns Punkte abzuziehen“, sagt er. Aber natürlich hofft Kallnik wie die meisten Menschen in Magdeburg, dass alles friedlich bleibt.

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