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1. FC Union Berlin : Carl Zeiss Jena

© Snaps

Dritte Liga: Union siegt auch gegen Jena

Ein verwandelter Elfmeter von Mattuschka lässt die Berliner trotz schlechten Spiels jubeln.

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Die Stimmung flaute beträchtlich ab. Nach rund einer Stunde gab es immer wieder Momente akustischer Leere. Die 8560 Zuschauer im Jahnsportpark hielten inne mit ihren Anfeuerungsrufen und schwiegen, von ein paar Zwischenrufen mal abgesehen – wie bei einer Gedenkminute. Verwunderlich war das nicht. Die Darbietungen der beiden Mannschaften auf dem Rasen besaßen zu diesem Zeitpunkt, beim Stande von 0:0, nur wenig Unterhaltungswert. Unaufgeregt zogen die Fans dann aber doch nicht heim: Ein umstrittener Foulelfmeter, von Torsten Mattuschka zwölf Minuten vor dem Ende sicher verwandelt, bot nicht nur Stoff für lebhafte Diskussionen auf dem Heimweg, sondern brachte dem Fußball-Drittligisten 1. FC Union gegen den abstiegsgefährdeten FC Carl Zeiss Jena auch noch einen verdienten, aber glanzlosen 1:0 (0:0)-Sieg ein.

Jenas René Eckardt hatte in der strittigen und entscheidenden Szene den eingewechselten Kenan Sahin grob von den Beinen geholt. Keine Frage: ein Foul. Aber geschah die unfaire Aktion nun innerhalb oder außerhalb des Strafraums? Schiedsrichter Markus Pflaum aus Hallstadt pfiff ohne langes Überlegen Elfmeter. Jenas Trainer René van Eck gab sich danach diplomatisch. „Der Schiedsrichter hat gepfiffen, also wird das schon stimmen“, sagte er – und erst sein Zusatz verriet einen gewissen Anflug von Zorn: „Aus seiner Sicht jedenfalls war das richtig.“

Union hat damit nun auch das 13. Spiel in Folge ungeschlagen überstanden. 14 Punkte trennen die Mannschaft vom Nicht-Aufstiegsplatz vier, elf Spieltage stehen noch aus. Die Mannschaft müsste sich also schon verdammt ungeschickt anstellen, um jetzt noch den Aufstieg in die Zweite Bundesliga zu vermasseln. Vergleichsweise erschütternd ist da die Bilanz von Jena: In den letzten sechs Spielen holte Carl Zeiss keinen einzigen Punkt mehr – bei 1:16 Toren.

Bescheiden sind sie in Jena längst geworden. „Wir wollten gegen Union kompakt stehen, das ist uns auch gelungen“, sagte van Eck, etwas krampfhaft um eine positive Einschätzung bemüht. Vehement hatte der Trainer versucht, während des Spiels von außen immer wieder Einfluss auf seine Mannschaft zu nehmen: Er rief den Spielern lautstark Anweisungen zu, kritisierte, korrigierte, gestikulierte – nichts half. In der Offensive war Jena fast gar nicht zu sehen. „Wir haben verdient gewonnen, weil wir mehr für das Spiel getan haben“, stellte Unions Trainer Uwe Neuhaus später zu Recht fest. Allerdings ließ Union bei aller Feldüberlegenheit die Überraschungsmomente vermissen, die eine vielbeinige Abwehr auch mal in Verwirrung stürzen. Karim Benyamina, Shergo Biran und Hüzeyfe Dogan vergaben die wenigen Torchancen, Jenas Torwart Carsten Nulle, ein recht stämmiger Bursche, hielt äußerst zuverlässig.

Ein paar Fehlschüsse werfen Union indes nicht aus der Bahn. Unter Neuhaus hat die Mannschaft gelernt, geduldig zu sein. „Uns war klar, dass wir den Gegner immer weiter beschäftigen mussten“, sagte der Trainer. Derlei Beharrlichkeit zahlte sich aus. Und auch die als überaus leidenschaftlich bekannten Union-Fans wachten nach dem Elfmeter-Tor schnell wieder auf aus ihrer Kurzzeit-Lethargie. Und dann schallte aus vielen hundert Fan-Kehlen wieder jenes gefühlvoll vorgetragene Lied durch das Stadion, das stets bei Unions Spielen eine Gänsehaut-Atmosphäre schafft: „FC Union – unsere Liebe, unsere Mannschaft, unser Stolz, unser Verein...“

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