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Großes Glück. Die Drohne verfehlte Marcel Hirscher nur knapp.

© TSP

Drohnen-Unfall: Marcel Hirscher: Große Aufruhr nach dem  Absturz

Eine Kamera-Drohne verfehlte Österreichs Ski-Star Marcel Hirscher knapp. Was sind die Ursachen? Wo werden Drohnen eingesetzt?

Entsetzen. Schockstarre. Aufregung. Doch es war kein brutaler Sturz, über den die Ski-Welt am Tag danach diskutiert. Es war der Absturz einer Drohne des TV-Anbieters Infront beim Nachtslalom in Madonna di Campiglio. Einen Meter hinter  Marcel Hirscher krachte das etwa 15 Kilogramm schwere Fluggerät auf die Piste.

„Dichter Flugverkehr über Italien“, witzelte  Hirscher (der hinter Kristoffersen Zweiter wurde) am Tag danach auf Twitter. Klingt lustig, ist es aber nicht. Wäre Hirscher nur sieben Hundertstelsekunden langsamer gefahren, hätte ihn die Drohne genau getroffen.  „Eine absolute Frechheit. Man darf gar nicht nachdenken, was da passieren kann.“

Das Unglück wird jetzt genau untersucht

Doch was war passiert? Weshalb stürzte die Drohne wie ein Stein auf die Piste? Das Unglück wird untersucht,  Drohnen werden im Ski-Weltcup verboten, sagte noch am Dienstag FIS-Renndirektor Markus Waldner. Verstoßen wurde offensichtlich auf die Vereinbarung der FIS mit Infront, dass die Drohne ausschließlich in einem schmalen Korridor neben den Fans fliegen darf. „Wenn uns so etwas passieren würde, könnten wir die Firma zusperren“, sagt Christian Schlager. Schlager ist Geschäftsführer von  Airborne Robotics, einem österreichischen Hersteller von Flugroboter und Drohnen für Filme und Industrie-Aufnahmen.

„Die Sicherheit muss immer Priorität haben“, sagt er.  So sei eine Profi-Drohne immer redundant aufgebaut. Das heißt, Elektronik, Spannung und Sensoren sind doppelt abgesichert. Sobald ein System einen Fehler meldet,  wird sofort das zweite aktiviert. Und sollte einer der acht Rotoren ausfallen, würde das Fluggerät problemlos zum Landeplatz zurückkehren können. Drohnen dieser Ausführung haben ihren Preis. „Ein komplettes System  mit zwei Monitoren und Kamera kostet bei uns etwa 35.000 Euro“, sagt Schlager. „Das bleibt dann aber auch am Himmel.“ Allerdings: Eine  hundertprozentige  Sicherheit kann es nie geben.

Doch weshalb ist die Drohne beim Slalom in Madonna nun vom Himmel gefallen? „Leider kann ich den Hersteller auf den TV-Bildern nicht erkennen“, sagt Schlager. „Ich kann nur mutmaßen. Eventuell  gab es einen schlagartigen Spannungsabfall.“ Vielleicht hat es sich auch um ein  Billig-Produkt („unter 10.000 Euro“) gehandelt.

Beruflich mit fliegenden Drohnen zu tun hat auch Martin Szilagyi. Der Special Camera Expert beim Red Bull Media House machte mit Drohnen unter anderem Luftaufnahmen für ServusTV. „Eigentlich fliegen diese Drohnen eigenständig über GPS-Werte“, sagt Szilagyi. Über die Absturzursachen lässt es sich schön spekulieren: „Vielleicht war einfach der Akku kaputt, oder es gab bei dieser Großveranstaltung Störungen  zwischen Drohnen-Funk und dem Video-Funk.“

Eine Fluggenehmigung bekommt nicht jeder

In Österreich wären auch diese Bereiche doppelt abgesichert. Das heißt, die Drohne müsste mit zwei Akkus bestückt gewesen sein. Fluggenehmigungen zu bekommen, sei schwer, besonders für Drohnen mit mehr als fünf  Kilogramm Gesamtgewicht. „Jedes dieser Geräte erhält von der österreichischen Luftfahrtbehörde AustroControl eine Einzelzulassung als Luftfahrzeug“, sagt Szilagyi.

In Österreich wurden Drohnen bei Skirennen bisher nicht eingesetzt. Der ORF vertraute bei der Ski-WM in Schladming oder bei  Klassikern wie in Kitzbühel auf die (doppelt gesicherte) Seilkamera.

Florian Plavec

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