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Sport: „Du brichst dir den Finger in der Nase“ Trainer Funkel über torlose Spiele und die Psychologie des Erfolges

Herr Funkel, herzlichen Glückwunsch zum Sieg Ihres 1. FC Köln gegen Dortmund!

Herr Funkel, herzlichen Glückwunsch zum Sieg Ihres 1. FC Köln gegen Dortmund!

Danke, aber gratulieren Sie nicht mir. Die Mannschaft hat gewonnen, nicht der Trainer. Die Spieler haben endlich Bestätigung bekommen für ihre guten Leistungen.

Nicht so bescheiden, Herr Funkel. Ein Trainer ist doch dazu da, seine Spieler zu motivieren.

Natürlich. Aber die Tore müssen die Fußballer auf dem Platz selber schießen. Sie müssen hart arbeiten, jeden Samstag aufs Neue. Und sie müssen an sich glauben. Dann klappt es auch irgendwann mit dem Erfolg.

Das klingt ja einfach. Warum schafft es dann eine Mannschaft wie Hertha BSC nicht, ein Tor zu schießen und zu gewinnen?

Manchmal gibt es solche dummen Phasen. Da versuchst du alles, Spiel für Spiel, immer wieder, und immer wieder brichts du dir den Finger in der Nase.

Ist ein Trainer da machtlos?

Nein. Er muss die richtigen Worte finden, vor einzelnen Spielern und vor dem gesamten Team. Da muss man sagen: Glaubt an euch! Schaut nach vorn! Trainiert hart weiter, dann habt ihr auch Erfolg!

Ihre Mannschaft, der 1. FC Köln, hält den negativen Torrekord der Bundesliga.

Sie meinen sicherlich die Phase zwischen November 2001 und März 2002 …

… 1034 Spielminuten ohne Torerfolg …

… ich erinnere mich. Ich kam als Trainer neu zur Mannschaft, als sie schon lange nicht mehr getroffen hatte. In den Zeitungen stand jeden Tag: Torkrise. Ich habe den Spielern gesagt: Lasst euch nicht fertigmachen.

Und drei Wochen nach Ihrem Amtsantritt fiel das Tor.

Ja, es war das Spiel gegen Hertha BSC. Die Berliner lagen in Führung, da gibt es einen Doppelpass, und Thomas Cichon knallt den Ball ins Netz. 1:1. Es war eine Erlösung.

Gab es eine Belohnung für den Torschützen?

Nein. Aber in der Kabine war er natürlich der gefeierte Mann.

Herr Funkel, ist Fußball Psychologie?

Ein wenig, ja. Aber man darf das nicht überschätzen. Trainer müssen auf die Psyche der Spieler Rücksicht nehmen, aber am Ende zählt etwas anderes: harte Arbeit. Tore schießt man nur, wenn man fit ist. Und wenn man starke Nerven hat.

Das Gespräch führte Robert Ide.

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