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Sport: Duell der Enttäuschten

Ohne Lollis kämpft Alba Berlin um den wertlosen sechsten Platz in der Europaliga

Berlin. Burkhardt Prigge ist ein Mann der Zahlen. Der 38-Jährige studierte einst Mathematik, und in seinem aktuellen Job als Kotrainer von Alba Berlin kann er seine Leidenschaft für die Statistik auch ausleben. Wahrscheinlich gibt es kein Spielergebnis von Alba Berlin, das er nicht auswendig weiß. Kein Fehlwurf, der nicht Eingang in den Arbeitsspeicher seines Laptops gefunden hätte. Wenn also einer dem komplizierten Fall nachspüren kann, der eintreten muss, damit Alba als bester Sechstplatzierter der drei Europaligagruppen weiterkommt, dann ist es der Kotrainer. „Ich habe mir kurz überlegt, das auszurechnen“, sagt Prigge, „aber dann habe ich mir das lieber erspart.“ In diesem Fall vertraut er der Wahrscheinlichkeitsrechnung: „Es ist unrealistisch, dass wir weiterkommen.“

Zumal vor dem heutigen Europaligaspiel beim Tabellensechsten Pau-Orthez (20.30 Uhr) auch noch Quadre Lollis ausfällt. Der Power Forward zog sich am Dienstagabend im Training eine Rückenverletzung zu und musste zu Hause bleiben. Lollis wird in den nächsten Tagen untersucht, ob bei der Verletzung auch Muskeln in Mitleidenschaft gezogen wurden. Vom Ausfall des US-Amerikaners profitiert nun dessen Landsmann John Celestand, der nach der Rückkehr von DeJuan Collins eigentlich bereits ausgemustert ist. Nun darf der Aufbauspieler, der noch einen Vertrag bis Ende Februar besitzt, in Pau-Orthez spielen. Ein gleichwertiger Ersatz für Lollis ist der Aufbauspieler nicht, die Aufgabe als Rebounder unter den Körben müssen sich neben Centerspieler Jovo Stanojevic nun Teoman Öztürk, Kevin Rankin und Guido Grünheid teilen. Für heute verheißt der Ausfall nichts Gutes, Lollis ist mit 15,3 Punkten Topscorer der Berliner in der Europaliga.

Für Alba geht es in den verbleibenden zwei internationalen Spielen ohnehin nur darum, die Bilanz von bisher vier Siegen zu verbessern und sich Selbstvertrauen für die Bundesliga zu holen. Für Pau-Orthez ist es auch bei einem Sieg über Alba unwahrscheinlich, dass der Klub weiterkommt. So gesehen kommt es heute in der Gruppe A zum Duell der Enttäuschten um Platz sechs. Dieser hat zumindest eine kleine Auswirkung. Sollte Alba auch in der nächsten Saison in der Europaliga spielen, würde der Klub bei der Auslosung in einem besseren Topf platziert werden. Dann bekämen die Berliner womöglich einen leichteren Gegner mehr für die Vorrunde zugelost.

Wenigstens bringt das erneute Scheitern in der Vorrunde der Europaliga keinen finanziellen Schaden für Alba. „Wir wussten, dass es in dieser Gruppe schwer wird, die nächste Runde zu erreichen, deshalb haben wir nicht mit zusätzlichen Heimspielen kalkuliert“, sagt Vizepräsident Marco Baldi. Gegenwärtig sucht Alba Berlin bereits die Sponsoren für die kommende Saison. Weiterhin fahndet der Verein auch nach einem weiteren Trikotsponsor. Es gab bereits Interessenten, doch boten die nur ein kurzfristiges Engagement an. „Wir sind auf der Suche nach einer mittelfristigen Partnerschaft“, sagt Baldi.

Trotz des Scheiterns in der Europaliga gibt es ein Thema, das Albas Verantwortliche derzeit freudig stimmt. Die Zuschauerzahlen steigen. „Ich finde es sehr beruhigend, dass die Fans trotz der schlechten wirtschaftlichen Situation Geld ausgeben, um Alba Berlin zu sehen“, sagt Klubchef Dieter Hauert. „Das ist für mich besser, als Deutscher Meister zu werden.“

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