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Preußen auf Polyester. Mit diesem Trikot will Philipp Lahm den EM-Titel holen – und der DFB viel Geld verdienen. Foto: dpa

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Sport: Dürre Schärpe

Stolz, Eleganz, Dynamik – das sollen sie laut Hersteller ausstrahlen, die neuen Nationaltrikots, die Joachim Löw und seine Spieler heute in Hamburg vorstellen. Wenn man sich das Stück (Kunst-)Stoff ansieht, fallen jedoch nur drei dürre Striche auf, die quer über die Brust laufen.

Stolz, Eleganz, Dynamik – das sollen sie laut Hersteller ausstrahlen, die neuen Nationaltrikots, die Joachim Löw und seine Spieler heute in Hamburg vorstellen. Wenn man sich das Stück (Kunst-)Stoff ansieht, fallen jedoch nur drei dürre Striche auf, die quer über die Brust laufen. Das wirkt so, als hätten die verschnarchten Funktionäre den Nationalspielern gerne eine Schärpe umgehängt, wie die, an die sie selbst gerne ihre Abzeichen und Orden heften, aber sich dann doch nicht ganz getraut. Immerhin sind DFB-Adler und Trikotnummer wie zwei Abzeichen zwischen die Striche geklemmt. Vor den dünnen Streifchen und der speckig glänzenden schwarzen Hose dürften sich die Spanier und die Holländer bei der EM im nächsten Jahr sicher nicht in ihre matten Hosen machen.

Aber was soll man auch machen mit den blöden Streifen? Schwarz und weiß müssen die Nationaltrikots seit jeher sein, die Farben Preußens, auch wenn es das schon lange nicht mehr gibt, aber da sind sie wertkonservativ, die Fußballfans. Und die drei Streifen auf den Schultern, die dürfen ja auch nicht weg. Aber man muss doch was ändern, wie kriegt man die Fans sonst dazu, alle zwei Jahre vor einem Turnier Polyesterfetzen für 70 Euro zu kaufen? Also bleiben nur Schwarz, Rot und Gold für Farbeffekte, gerne in Streifchen. Für die WM 2010 liefen sie noch wie ein Reißverschluss seitlich herunter, 2008 wie ein Zensurbalken über die Brust, 2006 im Oval rundherum und 2004 hingen sie wie Schwimmflügelchen an den Ärmeln. Unvergessen auch die modisches Entgleisung des rautenförmigen Vogelgefieders bei der WM 1994.

Nun also drei Diagonalstriche, aber nur hauchdünn. Denn so stolz der Hersteller auf die erdachte Eleganz ist, weiß er auch, dass Retrotrikots immer noch die meiste Dynamik in der Brieftasche der Fans erzeugen. Daher ist das Auswärtstrikot wieder so grasgrün, wie es schon bei der WM 1990, der EM 1972 oder der WM 1974 war. Ein Erfolgstrikot also. Das grüne Hemd sieht auch aus, als hätte es Günter Netzer gerade erst vollgeschwitzt. Nach Versuchen in Rot und Schwarz wäre eigentlich mal Gold als Auswärtsfarbe dran gewesen. Dann auch gerne mit dicker roter Schärpe.

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