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Richtungswechsel. Eigentlich wollte Milan Sasic Deutschland nur besuchen, das war 1991. Da Krieg im früheren Jugoslawien herrschte, blieb er bis heute.

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Duisburgs Trainer: Milan Sasic: Aus dem Krieg auf den Bau und auf die Bank

Aus dem Balkankrieg nach Deutschland - auf den Bau und dann auf die Trainerbank: Milan Sasics ungewöhnlicher Weg zum Zweitligisten MSV Duisburg.

Eigentlich wollte Milan Sasic damals nur drei Tage bleiben. 1991 war das, Sasic besuchte seine Schwester in Deutschland, im ehemaligen Jugoslawien tobte der Krieg. Sasic entschied kurzerhand, in Deutschland zu bleiben. Er baute sich ein neues Leben auf in der Nähe von Koblenz, eines in dem für den Kroaten der Fußball eine Hauptrolle spielen sollte. Mittlerweile ist Sasic 52 Jahre alt und Trainer beim Zweitligisten MSV Duisburg. Mit dem Traditionsklub möchte er in die Bundesliga. Es ist sein letzter Traum: Erstliga-Trainer. „Das ist ganz klar mein Ziel“, sagt Sasic. Und es sieht nicht mal schlecht aus, der MSV ist vorne dabei, zudem hat der Klub das Achtelfinale im DFB-Pokal erreicht, wo er am Mittwoch beim 1. FC Köln antritt.

Als Sasic damals nach Deutschland kommt, spricht nichts für einen solchen Werdegang. Hier interessiert es niemanden, dass Sasic beim NK Karlovac einen passablen Zweitliga-Torhüter gegeben hatte. Sasic braucht Geld, er muss seine Frau und zwei Söhne versorgen. Sozialhilfe will er nicht. Also geht er auf den Bau, 240 Stunden pro Monat, wie Sasic erzählt. Er fährt LKW und sitzt stundenlang auf dem Bagger.

Mitte der 90er Jahre spricht ihn ein Landsmann an, er brauche einen Trainer, der einen angeschlagenen Amateurklub flottmacht. Sasic sagt zu, ohne eine Ahnung, was ihn erwartet. Die DJK Gebhardshain-Steinebach spielt B-Klasse, tiefster Amateurfußball in der Kreisklasse. Sasic ist entsetzt, als er Spieler in der Kabine sieht, die Bier trinken und rauchen. „Was habe ich mir hier nur angetan?“, denkt Sasic. Er verbietet Bier und Zigaretten in der Kabine, viele schütteln den Kopf. Aber Sasic hat Erfolg, der Verein steigt in die A-Klasse auf. Sasic nennt es seinen „ersten Schritt“ im Trainergeschäft. Noch heute rufen ihn Bekannte von damals an und fragen, wie es ihm geht.

Nach seiner Zeit in Gebhardshain trainiert er zunächst die Reserve des VfL Hamm, später die erste Mannschaft in der Oberliga Südwest, bis ihn schließlich 2002 der Liga-Rivale TuS Koblenz holt. Binnen vier Jahren steigt er mit dem Team bis in die Zweite Liga auf, eine Sensation für den klammen Klub, bei dem teilweise zu Oberliga-Heimspielen kaum mehr als 300 Zuschauer kamen. Kurz vor Ende der Saison 2006/2007 wird er in der Zweiten Liga entlassen, die Vereinsbosse sind nervös, fünf Niederlagen in sechs Spielen sind zu viel. Sasic trifft das tief, schließlich nennt er Koblenz seine „neue Heimat“. Danach absolviert er die Ausbildung zum Fußball-Lehrer an der Sporthochschule Köln.

Und der nächste Job kommt schon bald. 2008 soll er den 1. FC Kaiserslautern retten, der Richtung Dritte Liga taumelt. Sasic und die Mannschaft schaffen den Klassenerhalt. Als der FCK in der folgenden Spielzeit aber die Aufstiegsplätze zusehends aus den Augen verliert, ist Sasic wieder weg. Auch wegen seines rüden Umgangstons. Sasic kennt sein Image als „harter Hund“, er sagt dazu: „Ich bin eben in einer Schublade drin. Aber wenn ein harter Hund jemand ist, der das Maximum erreichen will, dann bin ich gerne einer.“

Auch beim MSV Duisburg, den er Ende 2009 übernimmt, gibt es anfangs Probleme. Es kommt zur Aussprache mit der Mannschaft, Sasic ist seitdem etwas ruhiger geworden. Wenngleich er sagt: „Bei mir gibt es nur Ja oder Nein. Ein Jein ist etwas für Politiker, die alle zufrieden stellen müssen.“

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