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Sport: Dunkelrote Zukunft

Am Tage nach der schlechten Nachricht sah es um die Zukunft der Capitals nicht mehr nur rot aus, sondern dunkelrot. Am Montag hatte die Deutsche Eishockey Liga (DEL) den Berlinern zum 30.

Am Tage nach der schlechten Nachricht sah es um die Zukunft der Capitals nicht mehr nur rot aus, sondern dunkelrot. Am Montag hatte die Deutsche Eishockey Liga (DEL) den Berlinern zum 30. April 2002 die Lizenz entzogen. Begründung für den Ausschluss aus der Liga war nach Aussage von DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke, dass die Capitals "völlig überschuldet" seien.

Bislang kursierten verschiedene Summen über die Größe der Verbindlichkeiten, am Dienstag kam dann ein Betrag an die Öffentlichkeit, den selbst notorische Pessimisten wohl kaum für möglich gehalten hätten: Der tatsächliche Schuldenstand der Capitals liegt inklusive aller noch zu erwartenden Leistungen für den Rest der Saison bei mehr als 3,6 Millionen Euro.

Der vorläufige Insolvenzverwalter der Capitals, Rechtsanwalt Wolfgang Kühnel, ist trotz der hohen Hypothek am Dienstag noch nicht tätig geworden. Grund dafür war, dass sich die Spieler der Capitals, vertreten durch ihren Sprecher Lorenz Funk junior, dazu entschlossen haben, die am Freitag beginnende Abstiegsrunde zu spielen, die im Eishockey-Jargon Play-downs genannt wird.

Am Vormittag des Dienstags hatten 17 Spieler, die ihre Interessen inzwischen von der Dienstleister-Gewerkschaft "verdi" vertreten lassen, nach Angaben ihres Rechtsanwalts Jürgen Leister noch darüber beraten, ihre Arbeit niederzulegen. Zum Spielerstreik kam es dann aber doch nicht. Deswegen "habe ich in meiner Eigenschaft als vorläufiger Insolvenzverwalter entschieden, die Abstiegsrunde noch abzuwarten und die Entscheidung über die Insolvenzanträge so lange zurückzustellen", erklärte Rechtsanwalt Wolfgang Kühnel. Dies bedeutet, dass den Berlin Capitals spätestens am 7. April, also nach einem maximal möglichen siebten Spiel der Abstiegsrunde, die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens droht.

Alles spricht dafür, dass die Capitals nach Erledigung des sportlichen Teils beim Konkursrichter vorstellig werden müssen. Zumal Egon Banghard, der als Berliner Hauptgesellschafter 97 Prozent an der Capitals-GmbH hält, auch nach dem Lizenzentzug offensichtlich nicht seine Anteile am Klub abgeben oder die Verbindlichkeiten abtragen will. Eine Investorengruppe hatte Banghard angeboten, die Capitals GmbH für den symbolischen Betrag von einem Euro zu übernehmen. In dem Angebot, das dem Tagesspiegel vorliegt, heißt es, dass Banghard bei einem Verkauf der Capitals "den Verzicht auf die Rückzahlung sämtlicher der Berlin Capitals GmbH gegebenen Darlehen nebst aller Zinsen" erklären müsse. Weiter heißt es: "Herr Egon Banghard erfüllt seine für die Saison 2001/2002 gegebene Patronatserklärung zugunsten der Berlin Capitals in noch zu verhandelnder Höhe."

Allerdings steht in besagtem Kaufangebot auch, dass eine Übernahme der Capitals nur dann erfolgen könne, wenn die Berliner noch über eine gültige Lizenz für die Saison 2002/2003 verfügen. Dies ist seit Montag, nach dem Lizenzentzug durch die DEL-Gesellschafter, nicht mehr der Fall. Rechtsanwalt Michael Müller, der Banghards Interessen und die von Geschäftsführer Thorsten Weck bei den Capitals vertritt, hat bereits verkündet, er werde mit Rechtsmitteln gegen den Lizenzentzug vorgehen.

Angesichts des tatsächlichen Schuldenstands der Capitals und drohender Insolvenz erscheint Müllers Ansinnen reichlich wagemutig. In der Gesamtsumme der Verbindlichkeiten der Capitals von 3,6 Millionen Euro verstecken sich laut dem vorgelegten Angebot der Investorengruppe allein eine Millionen Euro an Altverbindlichkeiten. Also Schulden, die die Capitals schon vor dieser Saison vor sich hergeschoben haben. Ein erstaunlicher Fakt, da Banghard doch der DEL und der Öffentlichkeit vor der Saison verkündet hatte, die Capitals würden mit einem Guthaben in die laufende Spielzeit gehen. Zudem hatte der Hauptgesellschafter der Capitals versprochen, sein Klub würde die Saison "mit einer schwarzen Null" beenden.

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