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Sport: Durch den Dreck zurück an die Spitze Die Bayern zeigen, dass sie auch kämpfen können

Bielefeld – Im Dreck zu wühlen ist nicht die Art des FC Bayern. Aber manchmal sind selbst die besten Fußballspieler gezwungen, sich schmutzig zu machen.

Bielefeld – Im Dreck zu wühlen ist nicht die Art des FC Bayern. Aber manchmal sind selbst die besten Fußballspieler gezwungen, sich schmutzig zu machen. So erging es dem Ensemble des Rekordmeisters beim Auftritt gegen Arminia Bielefeld. Im nasskalten ostwestfälischen Sturm mussten die Münchner sich sportlicher Kardinaltugenden befleißigen, um nicht vom Kurs abzukommen. Kunst und Kampf ins rechte Verhältnis zu rücken, darin bestand die Herausforderung dieser Partie. „In den letzten Spielen fehlten zehn bis fünfzehn Prozent an Kampfgeist und Willen“, sagte Cheftrainer Ottmar Hitzfeld. Beim 1:0 über die Arminia ging die Prozentrechnung des Fußball- und Mathematiklehrers auf. „Das war ein Kampftag, wir müssen eben auch mal Drecksarbeit machen.“

Diese leicht zu gewinnende Erkenntnis hatte auf dem Rasen noch einen Lernprozess erfordert. In der Anfangsphase sahen sich die Bayern nicht nur dem Wind, sondern auch einem Ansturm der Heimelf ausgesetzt – ohne abschreckende Gegenmaßnahmen zu entwickeln. Doch allmählich bekam der Favorit beide Gegner in den Griff: den inneren Schweinehund und auch die Arminia, deren Wirbel mit Zumas Pfostenschuss als Höhepunkt letztlich wirkungslos geblieben war. Als die Bayern noch damit beschäftigt waren, sich als Kampfernaturen neu zu definieren, kam für einen Augenblick die Kunst zu ihrem Recht: Franck Ribéry machte sich einen Steilpass von Luca Toni zunutze, trickste Torwart Hain aus und vollendete elegant zum 1:0.

Dank Ribéry hatten die Münchner zumindest auf dem Platz den Respekt wieder gewonnen, den die Heimelf anfangs vermissen ließ. Das Tor flößte dem Außenseiter Furcht ein, und das Geschäft mit der Angst liegt den Bayern – bei jedem Wetter. Statt auf die zweite Bielefelder Offensive zu warten, entschieden sie sich dafür, den Gegner in dessen Hälfte zu beschäftigen. Dabei kam zwar, außer ein paar vergebenen Chancen, nichts heraus, aber die Botschaft der Bayern kam an. Das genügte, um den Arminen rechtzeitig klarzumachen, dass der Favorit nicht gewillt war, einen Bielefelder Heimsieg wie in der vergangenen Saison zuzulassen.

Trotzdem war Ernst Middendorp „absolut nicht enttäuscht“. Dem Trainer der Bielefelder, dessen Mannschaft nur eines der zurückliegenden zehn Bundesligaspiele gewonnen hatte, war es nach eigenen Angaben gelungen, „Moral und Geschlossenheit in die Mannschaft zurückzubringen“. Schwerer als die zu erwartende Niederlage wog für die Bielefelder der Verlust ihres Torwarts. Ein Schädel-Hirn-Trauma und ein Anbruch des Brustbeins setzt Mathias Hain nach einem Zusammenprall mit Miroslav Klose für vier bis sechs Wochen außer Gefecht.

Nicht nur der Verlierer, auch der Gewinner von Bielefeld sah einen Ertrag weit über den Tag hinaus. Denn die Bayern hatten einen weiteren Gegner in Schach gehalten: Verfolger Werder Bremen, der für eine Nacht die Tabellenspitze übernommen hatte. Zum ersten Mal in dieser Saison waren die Münchner mit dem Wissen angetreten, nur mit einem Sieg den Angriff eines Konkurrenten, der sein Soll schon erfüllt hat, abwehren zu können. Deshalb seien die drei Punkte über ihren Nennwert hinaus wichtig, sagte Hitzfeld. „Wir stehen aus eigener Kraft ganz oben, und die anderen müssen darauf warten, dass wir Punkte abgeben.“ Die bedrängten Bayern haben der Konkurrenz klar zu erkennen gegeben: Notfalls wissen wir um unsere Position zu kämpfen – auch wenn es ungemütlich wird. Richard Leipold

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